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Einst waren Klaus & Klaus nicht nur eine musikalische, 1980 gegründete Schlager-Gesangsformation, sondern auch zwei erfolgreiche Namensvetter im Automobil-Rennsport. Besonders in den Diensten der Marke Ford fuhren Klaus Niedzwiedz und der anderthalb Jahre ältere Klaus Ludwig bedeutende Siege ein, so zum Beispiel beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 1987 und in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft.

1979-Klaus-Niedzwiedz-Ford-Zakspeed-Capri-Turbo-III-ZAK-G5C-001/79Auch in der Gruppe C traten beide unter der Regie des Ford-Haustuners Erich Zakowski gemeinsam an. Die Wiederbelebung eines Ford-Rennstalls aus der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft führt nun zu einem Wiedersehen der beiden „Kläuse“ im altbekannten Arbeitsumfeld – wobei sich der jüngere noch einmal auf einen Tanz mit einem leistungsstarken Vierzylinder-Turbo-Boliden einlässt, der auf seinen vergleichsweise schmalen Reifen ein Höchstmaß an Feingefühl erfordert. Der Ford Sierra RS Cosworth des Ringshausen Revival Teams um Volker Schneider ist die Königsdisziplin für einen Vollprofi wie „Niedze“, wie seine Fans den gebürtigen Dortmunder zu nennen pflegen. Sie bietet aber auch die Chance, eine alte Rechnung zu begleichen.

DTM-1989-Mainz-Finthen-Klaus-Niedzwiedz-Eggenberger-Ford-Sierra-RS-500-Cosworth

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1989 setzten die Ford-Werke den Sierra RS 500 Cosworth letztmals in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) ein. Klaus Niedzwiedz erreichte in diesem abschließenden Jahr die Vizemeisterschaft hinter der italienischen BMW-Speerspitze Roberto Ravaglia. Ein Jahr zuvor hatte Klaus Ludwig, langjähriger Namensvetter und Weggefährte seit der Saison 1980 bei Ford, mit dem gleichen Fahrzeugtyp den Titel in Deutschlands Tourenwagen-Bundesliga eingefahren. Zur Saison 1989 wechselte er, Ludwig, als amtierender Champ zu AMG-Mercedes-Benz und überließ dem anderthalb Jahre jüngeren „Niedze“ die Rolle des Titelfavoriten im „Cossie“ des Schweizer Meistertuners Ruedi Eggenberger. Auf der Strecke vermochte der Motorrad-Liebhaber aus dem Ruhrgebiet seine Chance auch konsequent zu nutzen. Als tückisch erwies sich hingegen das politische Parkett, das im Laufe der DTM-Saison 1989 immer größere Bedeutung erlangte. In der 1984 unter anderen Voraussetzungen geschaffenen „klassenlosen Gesellschaft“ erwies es sich als schwierig, die Motorleistung des Ford mit seinem Vierzylinder-Turbomotor an die Sauger der anderen Hersteller anzugleichen. Immer wieder flammten Diskussionen auf, die der Einstufung des ohne Restriktion bis zu 560 PS starken Coupés galten. So gesehen, war die Vizemeisterschaft ein voller Erfolg – und dennoch stieg die Kölner Volumenmarke Ende 1989 aus.

Klassentreffen der ehemaligen Ringshausen-Piloten Klaus Ludwig (li.) und Klaus Niedzwiedz; Fotografie: Kai Ringshausen für Ringshausen Motorsport RevivalVorbei waren zehn Jahre, in denen Klaus & Klaus auf den verschiedensten Ford-Modellen von Sieg zu Sieg zu Sieg geeilt waren, oft genug Seite an Seite wie beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 1982 und 1987 – das eine Mal mit dem Ford Capri Gruppe 1b des Osnabrücker Tuners Jörg Eichberg, das andere Mal mit dem Vorläufer des Sierra RS 500 Cosworth von Ruedi Eggenberger. Auch im Ford C1/8 mit 3,9 Liter großem Cosworth-DFL-Achtzylindermotor von Erich Zakowski aus Niederzissen traten die beiden „Kläuse“ 1983 und 1984 gemeinsam an. Oder zuvor im Zakspeed-Supercapri mit 1,8 Liter großem Turbo-Treibsatz und aerodynamisch ausgeformtem Fahrzeugunterboden. Dem ging der Zakspeed-Capri ohne das Attribut „Super“ voraus, mit dem Klaus Niedzwiedz am 23. März 1980 wie eine Bombe in die Szene einschlug. Gerade erst 29 Jahre alt geworden, stürmte der Aufsteiger in die „kleine“ Division 2 der deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft beim Saisonauftakt im belgischen Zolder zum Überraschungssieg. Von nun an kannte man ihn, während der andere Klaus in der „großen“ Division über 2.000 ccm Hubraum Angst und Schrecken unter den Porsche-Teams verbreitete. 1985 kamen beide – Ludwig und Niedzwiedz – mit dem Ford Sierra XR4 ti in die damals noch unter der Bezeichnung Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft titelnde DTM. Freilich traten sie in unterschiedlichen Teams an: Ludwig im Rennstall von Bernd Ringshausen, Niedzwiedz bei HWRT (Hohenloher Whisky Racing Team, später Wolf Racing).

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Klaus Niedzwiedz verbrachte die DTM-Saison 1988 bei ABR Ringshausen Rennsport – und genau daran knüpft der inzwischen 70-Jährige nun an. Er ist die neue, prominente Speerspitze im soeben erst formierten Ringshausen Revival Team, das sein Rennfahrer-Kollege Volker Schneider organisiert. Auch er war einst in der DTM auf einem Ford-Modell am Start, allerdings startete Schneider auf einem US-amerikanischen Mustang. Inzwischen hat er mit seinem Sohn Michael eine ganze Armada Sierra RS Cosworth aufgebaut, die der Bauart der damaligen Gruppe A entsprechen und auf schnellen Strecken durchaus in der Lage sind, das Tempo der High-Tech-Boliden aus der Klasse 1 mitzugehen – zumindest in meisterlicher Hand, und in diese Kategorie gehört Fernsehmoderator Niedzwiedz nach wie vor. Dasselbe gilt freilich für Klaus Ludwig, und der ist in einer C-Klasse von AMG-Mercedes-Benz des Jahrgangs 1996 unterwegs, und das im selben Feld: Klaus & Klaus starten 2021 nämlich bei den „Tourenwagen Legenden“, die mehrheitlich im Rahmen der heutigen DTM auftreten. Der Kreis schließt sich, wenn auch 32 Jahre nach dem letzten Aufgalopp des Ford Sierra RS Cosworth auf der ganz großen Bühne des Motorsports. Fest steht, dass beide nicht nur auf der Rennstrecke für Gesprächsstoff sorgen werden, sondern mit ihren unzähligen Geschichten und Anekdoten auch im Fahrerlager: ein „legendäres“ Duo in jeder Hinsicht, das in einem Rennsport-Format angekommen ist, das auf beide zugeschnitten zu sein scheint: Die „Tourenwagen Legenden“ sind am 18. Januar 2019 für Berühmtheiten wie sie geschaffen worden.

Verantwortlich für Inhalt und Archivbilder: Carsten Krome, netzwerkeins GmbH