Großes Klassentreffen der Tourenwagen-Legenden im Rahmen der heutigen DTM: Drei Jahre nach den Demonstrationsfahrten anlässlich der Norisring Race Classics 2014 starten die Tourenwagen Classics am Wochenende in ihr erstes eigenes Rennen auf dem berühmten Stadtkurs in Nürnberg.

Die Schlagzeilen:

Durchbruch: Drei Jahre nach den Demonstrationsfahrten anlässlich der Norisring Race Classics 2014 starten die Tourenwagen Classics nun auf dem Nürnberger Stadtkurs in ihr erstes eigenes Rennen.

Prominenz in den Cockpits: Altfrid Heger greift mit einem 1991er Bigazzi-BMW M3 E30 2.5 Sport Evolution in das Geschehen ein, auch Marc Hessel steigt in einen M3 der Generation E30 um.

‘Race of a lifetime’ für die zahlreichen lupenreinen Privatfahrer im Starterfeld, die mit ihren Originalen und Replikaten den Geist des klassischen Tourenwagen-Rennsports versinnbildlichen.

Drei Jahre ist es her, als Alexander Ferreira mit 22 klassischen Renntourenwagen – meist Originale aus der DTM – auf dem Norisring zum einem Demonstrationsfahren hinter dem Führungsfahrzeug der Rennleitung antrat. Was damals noch undenkbar war, wird am Wochenende nun Realität: Die zwischenzeitlich ins Leben gerufenen Tourenwagen Classics tragen auf dem Stadtkurs im Herzen Nürnbergs erstmals ein richtiges Rennen aus. Nicht nur für Alexander Ferreira ist das ein Fest, sondern auch für Ralph Bahr und Marc Hessel, die mit ihm gemeinsam an einem Strang ziehen und die Geschicke des 2015 installierten Event-Formats verantworten. Nach der emotionsgeladenen Präsentation anlässlich des DTM-Saisonstarts im Mai 2017 auf dem Hockenheimring wird es für Ferreira, Bahr und Hessel nun ernst: Das Trio betritt nach den ersten Wertungsläufen im dänischen Aarhus vor sechs Wochen und auf dem Nürburgring vor 14 Tagen die große DTM-Bühne. Natürlich sind die Vorfreude und die Aufregung im Führungskreis der Tourenwagen Classics gleichermaßen groß, natürlich will jeder beim Saisonhöhepunkt im ‘fränkischen Monte Carlo’ einen besonders guten Job machen. Stellvertretend für alle sagt Ralph Bahr (47), der mit dem 30 Jahren alten Vogelsang-BMW M3 E30 selbst Rennen fährt und nach zwei Punktrunden als Tabellenführer nach Bayern reist:’In erster Linie verstehen wir uns als Dienstleister unserer aktiven Teilnehmer, für die der Motorsport ein Hobby ist. Viele unserer Aktiven stecken Liebe, Geld, Energie und Zeit in ihre Tourenwagen, die oftmals berühmten Vorbildern wie dem AMG-Mercedes oder dem Schnitzer-BMW nachempfunden sind. Ihnen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit, auch wenn sie vielleicht nicht um die Tagessiege kämpfen.’

Altfrid Heger, inzwischen 59-jährig und als Sieger des DTM-Flugplatzrennens in Mainz-Finthen 1988 auf BMW M3 E30 2.3 vielen Fans in bester Erinnerung, kann diesem Standpunkt viel abgewinnen: Der Essener ist seit 2005 hauptberuflich für die Organisation des Porsche Sports Cups zuständig und weiß nur zu gut, was das Motto ‘Motorsport zum Anfassen’ in der gelebten Praxis bedeutet. ‘Ich finde die Philosophie der Tourenwagen Classics sehr gut, und darum fahre ich am Norisring sehr gerne mit – nicht als Prominenter mit dem Anspruch, zu gewinnen, sondern als ein begeisterter Motorsportler. Ich freue mich einfach, mit dem 1991er Bigazzi-BMW M3 E30 2.5 Sport Evolution starten zu können und den einen oder anderen Freund und Kollegen von einst im Fahrerlager zu treffen!’ Der BMW M3, den Kurt Gföhler aus Österreich an den berühmten Dutzendteich mitbringt, gehörte einst zum Bestand des italienischen Rennstallbesitzers Gabriele Raffanelli aus San Gimignano. Zu Altfrid Hegers Klassenkameraden wird nicht zuletzt Mitveranstalter Marc Hessel gehören, der nach zwei Einsätzen mit einem Ford Sierra Cosworth RS von Fred und Volker Schneider in das liebgewonnene BMW-Cockpit zurückkehrt. Exakt vor 30 Jahren saß Hessel am Norisring im BMW M3 E30 2.3 von Zakspeed, damals als Werks-Junior in den Farben der Weiß-Blauen. Nach einem Rempler seines Mannschaftskollegen Eric van de Poele, der später im Jahr zu Meisterehren gelangte, reichte es für Hessel im Bonner Duell mit Olaf Manthey auf dem Norisring zu Platz zwei – die Umkehrung des Rennergebnisses vom ‘Bergischen Löwen’ in Zolder 1987. Damals, im belgischen Landregen, schwamm der 22-jährige Marc Hessel zu seinem ersten DTM-Sieg, während Manthey, der Regengott, auf Platz zwei das Ziel erreichte.

Heger und Hessel in identischen BMW M3 – das kann heiter werden für die bis zu 120.000 Zuschauer auf der historischen Steintribüne! Und das ist noch ein Detail zu nennen: Jener schwarze Vogelsang-BMW M3 E30 2.3, der vor 30 Jahren unter Harald ‘Nippel’ Grohs zur Trainingsbestzeit geprügelt worden ist, wird inzwischen von Ralph Bahr bewegt – so schließt sich der Kreis. Auf spannende Duelle freut sich auch Sebastian ‘Baschdi’ Asch aus Ammerbuch im Schwabenland. Der Sohn der 66-jährigen Renntourenwagen-Legende Roland Asch, vor 14 Tagen noch auf dem Nürburgring mit dem Debis-Zakspeed-190E 2.5-16 aus dem Mercedes-Benz-Museum bei den Tourenwagen Classics in Aktion, steuert jenen feuerroten Ford Sierra, mit dem Marc Hessel zuletzt angetreten ist. Für Asch junior, vor zwei Jahren zusammen mit Luca Ludwig der Titelträger der ADAC-GT-Masters auf Zakspeed-Mercedes, macht der Einsatz auf einem Ford durchaus Sinn. Seine Eltern, Roland und Gretel, betreiben daheim in Ammerbuch seit Jahr und Tag eine Ford-Vertretung. Volker Schneider, dem der feuerrote ‘Cossie’ im Schulterschluss mit seinem Bruder Fred gehört, ist übrigens selbst einmal in der DTM als Fahrer zugange gewesen. 1986 war das, mit dem urgewaltigen Ford Mustang 5.0 Coupé aus dem ABR-Team des Butzbacher Ford-Händlers Bernd Ringshausen. Aus ‘Ringos’ Fundus entstammt denn auch der Ford Sierra XR4 ti von Peter Kohl, der beim Saisonauftakt in Aarhus mit von der Partie gewesen ist.

Als wäre die Bandbreite noch nicht groß genug, zeichnet sich hinter den Kulissen ein weiteres Highlight ab: Am vergangenen Freitag testete Volker Strycek auf der Nürburgring-Nordschleife nach exakt 20 Jahren Standzeit den roten Opel Omega 24V, mit dem er von 1995 bis 1997 im Veedol-Langstreckenpokal die Fans der Rüssselsheimer Volumenmarke in Verzückung versetzte. Ob das ehemalige DTM-Original-Chassis des Jahrgangs 1991 tatsächlich schon einsatzbereit ist, wird sich weisen. Fest steht: Das Rennen geht einmal mehr über 40 hochemotionale Minuten. Wer vor Ort nicht dabeisein kann, hat die Gelegenheit, am Sonntag die Übertragung auf ‘Sport1’ zu verfolgen – aufregend wird es, sehens- und hörenswert noch dazu!

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins