Die Schlagzeilen:
Revival am 18. August 2018: Der AMC Diepholz e.V. im ADAC ist damals wie heute Ausrichter, das 60-jährige Vereinsjubiläum ist Anlass der (hoffentlich nicht einmaligen) Neuauflage.
Präsentation der Rennlegenden im Dreiklang: DTM-Boliden stehen 22 Jahre nach dem letzten ITC-Lauf auf dem Fliegerhorst im Fokus – Sport- und Formel-Rennwagen fahren gleichsam mit.
Erfahrene Motorsport-Praktiker an der Spitze des Organisationsteams: Steffan Irmler aus Drebber, 2017 bei den Tourenwagen Classics auf Opel Astra STW aktiv, ist einer der Antreiber vor Ort.
Am 7. Juli 1996 fiel auf dem 2,720 Kilometer langen Flugplatzkurs vor den Toren der Stadt Diepholz in Niedersachsen die letzte Startflagge eines großen Tourenwagenrennens. Bernd Schneider aus Sankt Ingbert im Saarland sicherte sich mit der werksseitig eingesetzten C-Klasse von Mercedes-Benz nicht nur die Trainingsbestzeit. Der ehemalige Formel-1-Pilot und Deutsche Formel-3-Meister des Jahres 1987 auf Schübel-Dallara dominierte auch das Rennen des International Touringcar Championships, kurz ITC. Bis zu 65.000 Zuschauer wohnten dem Spektakel im Norden bei. Für viele von ihnen war Diepholz die einzige erreichbare Rennveranstaltung des ganzen Jahres. Die Standortverwaltung der Bundesluftwaffe mit Oberstleutnant Hanus als Kommandanten spielte großzügig mit bei der alljährlichen Bereitstellung des Fliegerhorstes. Verbindungsmann und Rennleiter war Peter Rumpfkeil, dessen Interessen sich Mitte der neunziger Jahre mehr und mehr in Richtung Osten verlagerten, da der enorme Aufwand eines Flugplatzrennens nicht länger zu bewerkstelligen war. Rumpfkeil, dessen Frau eine Fahrschule betrieb, war eine der treibenden Kräfte hinter der Schaffung des neuen Motoparks Oschersleben in Sachsen-Anhalt. Dieser eröffnete 1997, zur gleichen Zeit endete die Ära des Flugplatzrennens Diepholz.
Nicht nur die DTM und ITC hatten auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Niedersachsen Akzente gesetzt. Auch die Formel 3 brachte klangvolle Namen hervor, angeführt von Michael Schumacher, der 1989 mit dem Reynard-Formel 3 seines Teamchefs und Managers Wilhelm F. Weber gleich beim ersten Auftritt in Diepholz überlegen die Trainingsbestzeit markierte und seinem Rennboliden dennoch mit einem verschmitzten Lächeln entstieg. Spektakuläre Windschatten-Duelle prägten die Zeit der Einbäume, Marco Werner aus Dortmund ging als einer der Spitzenfahrer der jüngeren Vergangenheit in die Geschichte des Flugplatzrennens ein. Noch höher in der Hierarchie der Rennformate angesiedelt waren die 1984 nach dem Durchmarsch von Stefan Bellof auf Brun-Porsche 956 eingestellte Deutsche Automobil-Rennsportmeisterschaft und der 1986 eingeführte Supercup für Gruppe-C-Prototypen. 1989, nunmehr unter das Patronat des Privatsenders SAT1 gestellt, jagten die bis zu 800 PS starken Porsche 962C letztmals im Formationsflug über die Piste, die durch ihre schräg verlaufenden Drainage-Fugen eine besondere Herausforderung darstellte.
Starpiloten wie Hans-Joachim Stuck, Bob Wollek oder Klaus Ludwig brachten internationales Flair in den Landkreis Diepholz. Aber auch Lokalmatadore wie Franz Konrad aus Gütersloh setzten sich nachdrücklich in Szene. 1983 triumphierte der Schnauzbart mit dem schwarzen Boss-956 von Porsche Kremer Racing aus Köln überraschend in der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft, sechs Jahre später war der Berufspilot noch immer mit von der Partie. Heute können echte Fans sogar die Fahrgestellnummer des 1989 von Franz Konrad in Diepholz gefahrenen Brun-Porsche 962C nennen: Der damals Zweitplatzierte startete mit dem Chassis 962C BM 006 im Orange des Kräuterlikör-Herstellers Jägermeister aus Wolfenbüttel.
Diese Geschichten und noch viele andere mehr will das Organisationsteam des AMC Diepholz e.V. im ADAC anlässlich des 60-jährigen Vereinsjubiläums noch einmal aufleben lassen. Am 18. August 2018 wird der Fliegerhorst in ein Motorsport-Gelände mit Original-Rundkurs und Fahrerlager verwandelt. Die Fahrpräsentation der Legenden von Diepholz sollen dabei im Mittelpunkt stehen, angeführt von den Renntourenwagen der klassischen DTM. Aber auch Formel-Rennwagen sowie Grand Tourisme und Sportprototypen treten in Aktion – möglicherweise nicht in einem klassischen Renn-Wettbewerb mit Positionskämpfen, sondern als Sollzeit-Prüfung, in der es wie beim Tourenwagen Revival rein um die Gleichmäßigkeit geht. Sportlich-adäquat werden die Boliden dennoch präsentiert. Dafür verbürgt sich Steffan Irmler aus der Gemeinde Drebber, unweit der Stadt Diepholz gelegen. Bei den Tourenwagen Classics 2017 auf Opel Astra STW aktiv, ist er einer der Antreiber vor Ort.
Seit Jahren schon beschäftigt sich der Unternehmer und Rennfahrer mit einer Revival-Veranstaltung auf dem Flugplatzkurs. Nachdem die behördlichen Genehmigungen inzwischen erteilt worden sind, können Steffan Irmler und seine Vorstandskollegen in die Umsetzung einsteigen. Die Tage mögen von nun an gezählt sein, der Enthusiasmus ist groß – übrigens auch auf Seiten der einstigen Siegfahrer von Diepholz. So haben Marco Werner und auch Jochen Dauer, 1989 zuletzt mit dem Porsche 962C im SAT1-Supercup am Start, die Wiederauflage mit spürbarer Begeisterung zur Kenntnis genommen. Sie alle sind Teil einer lebendigen Tradition, genau wie die einst in Scharen angereisten Zuschauer – ob es noch einmal 65.000 werden im weiten Rund?
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins