NEU in werk1, Sommerausgabe 01.2025, im Handel seit dem 1. Juli: Spinner wie wir. Restomod in Reinkultur – aber was bedeutet der weltweit gebräuchliche Gattungsbegriff eigentlich?

Custom Cases | Masters of Restomod
1989er ’64 C4 targa 4 Restomod | Projekt #4 by Erbacher Custom Cars

Spinner wie wir

Restomod in Reinkultur: reparieren, restaurieren und modifizieren, ohne dabei neu zu konstruieren, zelebriert anhand eines C4 targa der Generation ’64 mit Allrad.

Was bedeutet der weltweit gebräuchliche Gattungsbegriff Restomod eigentlich? Und warum hat der Schweizer Urs Erbacher damit aufgehört, Motorräder der US-amerikanischen Marke Harley-Davidson für die Träume und Wünsche seiner oft illustren Kundschaft passend zu machen? Das alles bedarf einer Klärung vor Ort in jenem Refugium für Kreative und Edelmetaller, das wir vor vier Jahren schon einmal als ein solches erlebt und beschrieben haben. Mögliches Motto: „Made of Steel“ mit einem gewissen Karbonfaser-Anteil – allerdings nur an ausgewiesenen, sprich: ausgesuchten Stellen. Sie sind neugierig geworden? Dann hereinspaziert in die moderne und zugleich so herrlich unmoderne Welt der Spinner auf Rädern!

Zeichen der Zeit. Vieles ändert sich. Auf dem Dragstrip und im Kundenportfolio ebenso. Aus zwei Rädern sind vier geworden. Der Antrieb ist derselbe geblieben: Klienten einen ureigenen Mix aus Klassik und Moderne bieten zu wollen. Das „Customizing“ treibt den klassischen Kunden-Sonderwunsch auf die Spitze.

„Das ist alles ganz einfach“, erzählt Urs Erbacher an einem unerwartet verregneten Nachmittag im April, „es gibt diese Spinner nicht mehr. Die sind inzwischen ausgestorben, einfach ausgestorben.“ Dabei kündet in seinen Werkhallen vieles vom Zeitalter der Individualisten auf zwei Rädern, allem voran eine Studioaufnahme, die den heute fast Kurzhaarigen mit langer Mähne im Sattel einer modifizierten Harley-Davidson zeigt. Das Marketing-Strickmuster der anbrechenden neunziger Jahre war einfacher als heute, man brauchte in bestimmten Branchen nur ein Helden-Image. Wer den großen Jungs ein passendes, US-amerikanisches Motorrad hinstellen wollte, wer sich als ein „Customizer“ in Szene setzen wollte, der war gut beraten, Bekanntheit, Prominenz aufzubauen. Bei Urs Erbacher war es der Beschleunigungsport, Dragracing, der ihn berühmt werden ließ. Auf der Viertelmeile war er eine Macht, er wurde sechsmal Europameister in der Königsklasse, der „Top Fuel“-Kategorie. Allein auf dem Hockenheimring, drei Autostunden von Erbachers Refugium in einem umgewidmeten Stahlwerk bei Basel entfernt, zeigen sie zurzeit einen Imagefilm mit dem Eidgenossen in ausgelassener Jubelpose.

Seine Tochter Jndia (30) hat ihn beerbt, die 11 Meter lange und 11.000 PS starke Boden-Luft-Rakete des Vaters übernommen. Mit 513 km/h – in Worten: fünfhundertdreizehn – Stundenkilometer ist sie nicht nur die schnellste Frau der Welt, sondern auch die neue, amtierende Europameisterin. Für Urs Erbacher ist der Generationswechsel auf dem Drag Strip, der Viertelmeile, eine Bestätigung für seine Sicht, dass sich auch die Welt des „Customizings“ verändert hat. Statt außergewöhnlicher Motorräder fragt seine Kundschaft seit bald zehn Jahren nach Autos und eben nicht mehr nach wilden Feuerstühlen. Das Schöne am „Customizing“: Man kann es mit so ziemlich jedem Kultmodell von Ford Mustang bis Chevy Corvette und vom Mini bis zum Neunelfer machen. Der Grundsatz ist dabei immer der gleiche: Man repariert, restauriert und modifiziert, aber man konstruiert niemals von Grund auf neu. Dazu würden den meisten Manufakturen, die sich auf das „Customizing“, den individuellen Dienst am besonderen Kunden, spezialisiert haben, die Ressourcen fehlen. Statt dessen lautet die Devise: Restomod. Der Einsatz moderner Stilmittel in einem ansonsten historischen Umfeld macht den Reiz des modernen „Tunings“ mit ungleich höherem Reifegrad aus. Das zeigt sich auch anhand des Projektes Nummer 4, das in seinem „Geminiblau metallic“ in der ansonsten tiefgrauen Umgebung von Erbachers Geschäftsadresse Farbe ins Spiel bringt.

( … to be continued … )

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