50 Jahre dp Motorsport Ekkehard Zimmermann Porsche 964 Classic RS

© Carsten Krome Netzwerkeins

Gelbgrüne Erfolgsgeschichten: Sie werden nicht nur auf der Nürburgring-Nordschleife geschrieben, auch wenn die mutmaßlich bekannteste zwischen 2005 und 2013 auf dem Eifelkurs und weit darüber hinaus in der ganzen (Sportwagen-)Welt für Furore sorgte. In Gelb und Grün ist auch ein 964-Backdate-Projekt gehalten, das eine andere, nicht weniger bedeutende Erfolgsgeschichte würdigt: jene nämlich von dp Motorsport, dem 1973 begonnenen Lebenswerk des Automobil-Designers Ekkehard Zimmermann und seines Sohnes Patrick, der den vor 50 Jahren eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzt. Zum doppelten Anlass – der Senior feierte am 3. September 2023 seinen 83. Geburtstag – und der tags zuvor gewürdigten Unternehmensgründung vor genau 50 Jahren repräsentiert ein Sondermodell fünf Jahrzehnte im Zeichen automobiler Schöpferkraft. Der dp64 Classic RS Jubilee ist ein Crossover aus dem Ursprungsjahr 1973, den meist digitalen Segnungen unserer Zeit und dem Technologie-Stand der Neunziger. Das pro Seite um jeweils 25 Millimeter verbreiterte Sportcoupé ist vor allem eins: ein gelbgrünes Jubiläumsmodell mit so mancher Überraschung.

Die Schlagzeilen:

1992 produziert, ursprünglich in Unisilber ausgeliefert: ehemaliges Kundenfahrzeug von dp Motorsport erstrahlt in Hellgelb 117, abgesetzt mit der kontrastierenden Signalfarbe Condagrün 2626

Sport und Seligkeit: auf 310 PS erstarkter Sechszylinder-Boxer schafft in Verbindung mit einem KW-Gewindefahrwerk, zweiflutiger Abgasanlage und 17-Zoll-Fuchsfelgen ein gutes Fahrgefühl

Unsichtbar, steuerbar: Das Hifi-System samt Hoch- und Mitteltönern und kraftvollem Subwoofer ist verdeckt installiert, die Endstufe speziell auf den 964er-Fahrgastraum abgestimmt worden

Ein Sportwagen, der fünf Jahrzehnte miteinander verbindet: Daran versuchen sich, nicht selten mit Erfolg, die Designabteilungen großer Automobil-Hersteller mit entsprechenden Ressourcen. Dass es auch ein bis zwei Nummern kleiner geht, dafür aber mit mindestens soviel Charme und dem gleichen (Selbst-)Anspruch an die Professionalität, zeigt das Jubiläumsmodell zum 50. Geburtstag von dp Motorsport. Beim dp64 Classic RS Jubilee handelt es sich um einen Crossover, der die Wildheit der siebziger Jahre mit der Postmoderne der Neunziger und den digitalen Segnungen unserer Zeit miteinander verbindet. Der automobile Brückenschlag ist eine Zeitreise zurück in das Gründungsjahr von dp Motorsport. 1973 legte der Automobil-Designer Ekkehard Zimmermann (32) nach neun Schaffensjahren im Ford Design Studio den Grundstein zu seiner Selbstständigkeit, die sich schnell als eine Erfolgsgeschichte entpuppte. Denn 1973, das war auch das Jahr des „Entenbürzels“ beim Porsche Carrera RS 2.7 Coupé, der aus einem Gemisch aus Aluminium und Kunststoff bestand und eine ganze Sportwagen-Generation prägte. Von nun an war es legitim, Design-Trends aus dem Motorsport trotz Ölkrise auch auf der Straße anzuwenden. Und den Rennsportwagen wuchsen zu dieser Zeit nun einmal Flügel – Flügel, die Ekkehard Zimmermann für immer namhaftere Klienten von Kremer bis Joest im Lohnauftrag fertigte.

Die Aufbruchstimmung jener Jahre greift ein Umbausatz auf, der in seiner Grundform seit 2013 existiert und auf die Bezeichnung dp64 Classic RS hört. Ein Gemisch aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff (GFK) mit Beigaben aus Kevlar und Karbon schafft dauerhafte, um jeweils 25 Millimeter pro Seite verbreiterte vordere Kotflügel und hintere Seitenwände. Die Bugschürze mit dem mittig angeordneten Ölkühler, die tief nach unten verlängerten Seitenschweller-Verkleidungen, die an das F-Modell angelehnte Heckschürze und natürlich der „Entenbürzel“ zuoberst auf dem Heckdeckel: Das alles sind Reminiszenzen an das nach den Zuffenhausener Werksferien im August 1972 eingeführte Sportfahrzeug schlechthin: Der Carrera RS 2.7 war die Grundlage für Sporterfolge in aller Welt, ursprünglich als ein kleinauflagiges Homologationsmodell geplant – und letztlich auch als Straßenversion lebhafter nachgefragt als ursprünglich angenommen. Daran erinnert heute das Farbschema mit umlaufendem Dekor in Condagrün und einer neuen Grundlackierung in Hellgelb. Die Basis: ein 1992 in Unisilber an einen deutschen Neuwagenkunden ausgeliefertes 964 Carrera 2 Coupé. Unter der Leitung von Patrick Zimmermann, dem heutigen Steuermann am Kommandostand von dp Motorsport, erfolgte von 2020 bis 2022 der Umbau. Die Umwidmung umfasste auch ein Update des Original-Triebwerks. Der Sechszylinder-Boxermotor erstarkte dank einer Hubraumerweiterung von 3.6 auf 3.8 Liter, eines Schrick-Nockenwellensatz sowie einer doppelflutigen Cargraphic-Auspuffanlage auf 310 PS.

Das KW-Gewinde-Sportfahrwerk, die von der Neunelfer-Generation 993 entlehnten Leichtmetall-Festsattel-Gehäuse, die Fuchs-Felgen in 17-Zoll-Dimensionen: Das alles sind genau wie das Sperrdifferenzial im „G50“-Schaltgetriebe mit fünf Vorwärtsgängen Bausteine eines Gesamtkonzeptes, das die bereits in den neunziger Jahren ausgezeichnete Fahrdynamik unterstreicht. Die Gegenwart zeigt sich im Wageninneren, das mit den „Lollipop“-Profilschalensitzen mit Bezügen in Nappaleder und Karostoff vordergründig wie ein Rennwagen aus den Siebzigern anmutet. Das Highlight ist jedoch die unsichtbar installierte HiFi-Anlage, die sich über ein Smartphone steuern lässt. Die einzelnen Komponenten sind auf die Innenverhältnisse des 964ers exakt abgestimmt, die Klangqualität steht modernen Soundsystemen der Spitzenklasse in nichts nach. In dieses Bild passen auch die USB-Ladebuchse sowie die Blenden der Mittelkonsole, die mit schwarzem Klavierlack veredelt worden sind. Ein Zitat aus der Vergangenheit: neben den Sitzen und dem Clubsport-Überrollbügel vor allem der schwarze Bouclé-Teppichsatz, wie er einst im 356 Verwendung fand. Karostoff, Nappaleder und Alcantara sind weitere Materialien, die das Flair im Interieur ausmachen. Der dp64 Classic RS Jubilee ist als ein Einzelstück anlässlich des 50. Geburtstages von dp Motorsport entstanden und als ein stimmiges Gesamtkunstwerk zu betrachten. Es sind jedoch auch sämtliche Teile einzeln erhältlich, um aus 964ern in Privathand ganz persönliche Jubiläumsmodelle entstehen zu lassen.

Verantwortlich für Inhalt und Fotografie: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome

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tech data – die technische dokumentation in allen relevanten Einzelheiten

Fahrzeugtyp: 1992er Porsche 911 Carrera 2 Coupé (Typ 964, deutsche Auslieferung), Umbau zum dp64 Classic RS Jubilee durch dp Motorsport

Karosserie (Serienumfang bei Werksauslieferung): 2-türige, 2+2-sitzige, selbsttragende Coupé-Karosserie aus beidseitig feuerverzinktem Stahlblech; Sonderumbauten (dp Motorsport, 2020 bis 2022): Karosserie-Umrüstsatz Typ dp964 Classic RS Widebody (Glasfaser-verstärkter Kunststoff (GFK) mit Karbon-/Kevlar-Gemisch); Radläufe um 25 Millimeter breiter pro Seite (im Vergleich zum Serienfahrzeug); Fensterrahmen und Türgriffe verchromt; Karosserie- und Achsteile mit Trockeneis gestrahlt; Neulackierung in Hellgelb 117 mit Dekor in Condagrün 2626 anstelle der Original-Werkslackierung in Unisilber

Motor (Werksauslieferung): luftgekühlter Sechszylinder-Boxer Typ M64/01; zwei Ventile pro Zylinder; eine Nockenwelle je Zylinderbank (ohc); Antrieb über Doppelkette; Sonderumbauten (dp Motorsport, 2020 bis 2022): Hubraumerweiterung auf 3.800 ccm; Dr.-Schrick-Nockenwellensatz; vergrößerte Drosselklappen-Anlage; BMC-Sportluftfilter; zweiflutige Cargraphic-Abgasanlage mit geänderten Endrohren

Gemischaufbereitung (Werksauslieferung): über Bosch-Motronic 2.1 elektronisch geregelte, sequenzielle Einspritzung

Zündung (Werksauslieferung): über Bosch-DME kennfeldgesteuerte Doppelzündung

Motorleistung (neu): 310 PS

maximales Drehmoment: 361 Nm

Kraftübertragung (neu): Fünfgang-Schaltgetriebe Typ G50 mit Sperrdifferenzial; Schaltwege-Verkürzung Typ 964 Carrera RS

Bremsanlage (neu): Aluminium-Vierkolben-Festsattelgehäuse der Modellgeneration 993; innenbelüftete Stahlscheiben

Radaufhängungen (neu, vorn): einzeln an Leichtmetall-Querlenkern und KW-Clubsport-Federbeinen; Stabilisator; Clubsport-Domlagersatz; Querabstützung zwischen den vorderen Federbeindomen

Radaufhängungen (neu, hinten): einzeln an Leichtmetall-Schräglenkern und KW-Clubsport-Federbeinen; Stabilisator; Spurverbreiterungen

Räder & Reifen (neu): nachgerüstete Fuchs-Felgen in 8Jx17 vorn und 9Jx17 hinten mit 225/45-17 und 255/40-17 hinten

Interieur: Sonderumbauten (dp Motorsport, 2020 bis 2022): „Lollipop“-Profilschalensitze mit Bezügen in Nappaleder und Karostoff; RS-Türinnenverkleidungen in Nappaleder mit Karostoff sowie Retro-Türgriffen; Mitteltunnel einschließlich Getränkehalter, USB-Ladebuchse sowie den Blenden der Mittelkonsole mit schwarzem Klavierlack veredelt; neuer Teppichsatz Typ 356 in schwarzem Bouclé; neu konfigurierte Armaturenbrett-Blenden, Lenkradspeichen, Sitzrückenschalen sowie Clubsport-Überrollbügel hochglänzend in Schwarz lackiert; individualisierte Armaturen im Karodesign mit Drehzahlmesser; unsichtbar verbaute, professionelle HiFi-Anlage mit Bluetooth-Empfänger sowie Steuerung über das Smartphone; Dachhimmel, Armaturenbrett, Türschachtleisten, Hutablage sowie Lenkradkranz mit Alcantara bezogen

Leergewicht nach DIN 70020 (Werksauslieferung): 1.350 kg

Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h (Werksauslieferung)

Beschleunigung (Werksauslieferung, 0 – 100 km/h): 5,7 sec.

50 Jahre dp Motorsport | Porsche 911 dp64 Classic RS Jubilee | Patrick Zimmermann im werk1 tech talk

https://youtu.be/i8jLuL9KcKM?si=6mVGIYgMSH0tcNOn