rennsport revue | ADAC Prototype Cup Germany

Im heißen Hochsommer 1985, vor annähernd vier Jahrzehnten, verunglückten innerhalb von drei Wochen die zwei deutschen Formel-1-Hoffnungen Manfred Winkelhock und Stefan Bellof im Sportwagen tödlich. Dabei war ihr Karriereweg übereinstimmend außergewöhnlich. In die Formel 1 schafften es beide über den vermeintlichen Umweg des Sport- und Produktionswagens. Das könnte zurzeit auch Mick Schumacher gelingen, der sich in der Sportwagen-Weltmeisterschaft (WEC) für eine Rückkehr in die Königsklasse des Formel-Rennsports empfiehlt. Vor ihm waren es Alexander Albon und Liam Lawson, die in der DTM eine Schleife auf ihrem Weg in die Formel 1 drehten. Und auf nationaler Ebene? Da haben junge Talente seit 2022 die Möglichkeit, im ADAC Prototype Cup Germany auf sich aufmerksam zu machen. Im vierten Jahr der Alternative zum schwindenden Nachwuchs-Rennsport in den Formelklassen lautet die Devise mehr denn je: Früh zeigt sich, wer auf der Bühne des Prototypen-Racings, in Le Mans und anderswo, wahrgenommen werden will.

Gesucht wird: einer wie Bellof.
Im ADAC Prototype Cup Germany haben junge Talente und gestandene Profis die Chance, einen altbekannten Karriereweg einzuschlagen: von der DTM-Bühne hinaus in die große, weite Welt. Man muss sie nur erkennen und wahrnehmen, die Chance.

1983 kam der damals 24-jährige Stefan Bellof aus Giessen ins Porsche-Werksteam und von dort aus zu Ken Tyrell in die Formel 1. 1984 fuhr er zweigleisig, wurde mit dem 956 Gruppe C dennoch Weltmeister im Sportwagen und nebenbei Deutscher Rennsportmeister mit dem Brun-Porsche 956. Freilich sollte hinzugefügt werden, dass die Formel 2-Europameisterschaft 1982/83 dem kometenhaften Aufstieg vorausgegangen war. Der sechs Jahre ältere Manfred Winkelhock schlug einen ähnlich verschlungenen Karriereweg ein. Ein Ford Capri turbo Gruppe 5 in der Deutschen Rennsportmeisterschaft war letztlich sein Sprungbrett in die Formel 1. 1985 schienen sich beide Hoffnungsträger der Deutschen im Oberhaus des Formel-Rennsports etabliert zu haben. Um Geld zu verdienen, starteten sie auch ohne Werksfahrer-Status weiterhin für private Porsche-Rennställe in der Gruppe C – wo beide innerhalb von drei Wochen ums Leben kamen. Manfred Winkelhock verunglückte mit dem Kremer-962C am 11. August 1985 im kanadischen Mosport, Stefan Bellof am 1. September 1985 in Spa-Francorchamps. Als ziemlich genau sechs Jahre nach dieser Tragödie mit Michael Schumacher der nächste Hoffnungsträger der Deutschen auf dem belgischen Ardennenkurs auf den Plan trat, hatte sich der Kerpener bereits in der Sportwagen-Weltmeisterschaft und sogar in der DTM gezeigt. War oder ist es typisch für eine erfolgreich verlaufene (Welt-)Karriere, dass es den einen, den geraden Weg an die Spitze womöglich nicht gibt? Schließlich galt der Aufstieg vom Kartsport über die Nachwuchsformeln in den großen, gut bezahlten Sport bisher immer als der eine Königsweg.

Und heute? Die Struktur der Formel-Nachwuchsserien hat sich verändert. Hatte sich der spätere Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher 1989 in der Deutschen Formel 3-Meisterschaft seine Sporen verdient, so existiert auf der DTM-Plattform schon seit Jahren keine Formel 3-Meisterschaft mehr. Statt dessen führte der ADAC 2022, noch bevor der Automobilclub die DTM vom österreichischen Ex-Rennfahrer Gerhard Berger übernahm, in Kooperation mit der niederländischen Creventic-Organisation eine alternative Sportwagen-Serie ein. Der ADAC Prototype Cup Germany bedient sich des weltweiten LMP3-Reglements, das 2015 von den Organisatoren der 24 Stunden von Le Mans als restriktiver und damit auch kostenoptimierter Unterbau zum Werkssport in der Hypercar- und LMDh-Kategorie geschaffen worden ist. LMP3, das bedeutet zurzeit: ein einheitlich auf 455 PS limitierter Nissan-Achtzylindermotor mit der Akustik eines US-amerikanischen Nascar-Boliden, Einheitsreifen von Michelin und eins von drei homologierten Fahrgestellen bei einem Gewicht von höchstens 960 Kilogramm. Der Duqueine D08, der Ginetta G61 und der Ligier JS P30 sind allesamt minimierte Le-Mans-Boliden mit der Aura des großen Langstrecken-Rennsports. Zwei Fahrer können sich ein Fahrzeug teilen und sich beim Pflichtboxenstopp abwechseln, ein Nachtanken ist nicht erlaubt. Hingegen ist das Tankvolumen so ausgelegt, dass 55 Minuten plus einer Runde mit einer Füllung zurückgelegt werden können. Eine Besonderheit liegt in den individuell verschiedenen Längen der Boxenstopps, bei denen Faktoren wie der Status, sprich: die Erfolgsbilanz des jeweiligen Fahrers, eine Rolle spielen.

( … to be continued … )

werk1_sports_cars_culture_Sommerausgabe_01.2025_Titelseite_993 GT2_AP Car Design

Weiterlesen? Gerne, hier:

12 Jahre werk1® sports | cars | culture: Bestellen Sie jetzt die Sommerausgabe 01 | 2025 (erscheint am 1. Juli 2025) online auf netzwerkeins | GO!

https://www.netzwerkeins.com/2025/06/23/11-jahre-werk1-sports-cars-culture-bestellen-sie-jetzt-die-sommerausgabe-01-2025-erscheint-am-1-juli-2025-online-auf-netzwerkeins-go/