Supercar Lounge | 911 turbo 3.6 Coupé (Typ 964, MJ 1993/1994)
Eigentlich war das 911 turbo 3.6 Coupé (MJ 1993/1994) ein Übergangsmodell, das in lediglich 1.437-facher Auflage vom Montageband lief. Als Porsche es in den Markt einführte, war die Entwicklung des 993 mit Doppellader-Aggregat hinter den Kulissen bereits in vollem Gange. Trotz relativ kurzer Laufzeit – oder gerade deswegen? – entstand ein begehrter Klassiker. Das vor den Kulissen des Holz- und Palettenwerks in Greffen bei Harsewinkel in Szene gesetzte Exemplar ist sogar noch seltener. Schließlich war es in den Neunzigern möglich, ab Werk gegen Aufpreis auch in Sonderfarben ausliefern zu lassen. So kamen vier „Signal“-grüne 911 turbo 3.6 Coupés auf die Straße. Kenner und Sammler schätzen sie damals wie heute als Anlageobjekte von unverändert stabilem Wert. Unsere Würdigung zum 30-jährigen Jubiläum eines der schönsten Serien-Sportwagen aus Zuffenhausen.
Deep in Vogue
Schönheit und Kraft – das 911 turbo 3.6 Coupé (Typ 964, MJ 1993/1994) betört auch nach drei Jahrzehnten. Oder gerade wegen seines reifen Alters.
In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren ließen die Entwertung des US-Dollars und Anzeichen einer aufkommenden Wirtschaftskrise auch für Porsche den Umsatz in den USA einbrechen. Der Rückgang war für das ohnehin angeschlagene Unternehmen nicht einfach zu verkraften. Die erste Konsequenz: Das einstige Flaggschiff, der 911 turbo 3.3, verschwand vom US-amerikanischen Neuwagenmarkt. Im Laufe der Jahre hatte das Spitzenmodell durch verschärfte Gesetze und Vorschriften immer weiter an Gewicht zugelegt. Im Abgas-optimierten Zustand leistete der Einzellader gerade noch 282 PS. Das war zu wenig, um wirklich zu begeistern. Obendrein entsprachen die Fahrleistungen mehr oder weniger jenen des Ende 1989 eingeführten 911 (964) Carrera 2 mit 3.6 Litern Hubraum und 250 PS. Der höhere Preis des 930 turbo 3.3 war bestenfalls noch emotional gerechtfertigt.
Ein neuer Leistungsträger musste her. Logisch, dass der auf der aktuellen Baureihe 964 zu basieren hatte. Ein Zugewinn an Motorkraft sollte die alte Modellhierarchie wieder herstellen. Was nun fehlte, waren Zeit und Geld. Mit knapp bemessenem Entwicklungsbudget galt es zunächst, den bestehenden Boxer des Typs 930/68 noch einmal zu modernisieren. Zusätzliche Pferdestärken versprach ein größerer Abgas-Turbolader mit verbessertem Wirkungsgrad. Dementsprechend legte auch die angeströmte Fläche des Ladeluftkühlers zu. Der Katalysator mit Keramik-Träger wich einer Ausführung aus Metall, die weniger Abgas-Gegendruck erzeugte. Eine Kennfeld-Zündung ohne einen Klopfsensor ersetzte die bisherige HKZ-Lösung. Der Zweiventiler war auf bleifreien Kraftstoff mit 98 ROZ abgestimmt worden. Durch einen Schalter konnte ein zweites Zündkennfeld angewählt werden, welches den Konsum von Treibstoff mit 95 ROZ erlaubte. Die alte KE-Jetronic blieb ebenso unverändert wie die Ventilhübe und Steuerzeiten.
Diese Maßnahmen erwirkten eine Leistungsanhebung auf 320 PS bei 5.750/min sowie ein maximales Drehmoment von 450 Newtonmetern bei 4.500/min. Damit war das Entwicklungsziel zunächst erfüllt worden. Der 911 turbo 3.3 Coupé eroberte den Rang des Platzhirsches zurück, wenn auch auf Kosten recht strammer Verbrauchswerte. Auch die Autoversicherer langten kräftig zu. Die Folge: lediglich zwei Produktionsjahre für eine Übergangslösung, die vor allem unter dem Druck des bedeutenden US-Marktes entstanden war. Hinter den Kulissen bemühten sich die Ingenieure, den Turbo-Treibsatz von der überholten 930-Basis auf das M64-Fundament umzustellen. So nahm Ende 1992 das 911 turbo 3.6 Coupé Gestalt an. Mit geringen Eingriffen war es möglich, Komponenten aus dem aktuellen 964-Saugmotor zu übernehmen. Beispiele dafür waren das Kurbelgehäuse, die Zylinder, die Zylinderköpfe mit ihren dünner ausgelegten Kühlrippen, die Kurbelwelle und Pleuelstangen. Die Kolben fielen weniger hoch aus, da der Turbomotor mit einem Verdichtungsverhältnis von 7.5 : 1 arbeitete.
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