ADAC Sachsenring Classic, Saisonauftakt der Tourenwagen Legenden 2025: Feiertag für Ronny Scheer – Sieg beim Heimspiel mit dem Ford Zakspeed Capri turbo.

Die siebte Spielzeit der 2019 ins Leben gerufenen Rennsportserie Tourenwagen Legenden startete am Wochenende vor 28.000 Zuschauern auf dem Sachsenring. Die 3,645 Kilometer lange Berg- und Talbahn bei Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau war der Schauplatz der ADAC Sachsenring Classic, einem Festival des historischen (Ost-)Motorsports auf zwei und vier Rädern. Zwei Jahre vor dem 100. Geburtstag des Traditionskurses war die Anteilnahme groß. Bereits am Trainings-Freitag am 2. Mai 2025 kampierten die Zuschauer zu Tausenden am Streckenrand, sie bewunderten die oft irren Schräglagen der Motorräder und die Nostalgie der Automobile aus der früheren Formel Easter oder der Formel Vau: ein außergewöhnlicher, aber auch stimmungsvoller Rahmen für die 24 gemeldeten Teilnehmer der Tourenwagen Legenden. Diese Zahl reduzierte sich bis zum Rennwochenende aus verschiedensten Gründen auf 14 Starter, aufgeteilt auf fünf Klassen. An der Spitze des kompakten, aber auch abwechslungsreichen Feldes: Serien-Neueinsteiger Ronny Scheer aus Dresden, ein Mann mit Heimspiel und spektakulärem Einsatzgerät. Seinen Ford Zakspeed Capri turbo Gruppe 5, 1980 von Harald Ertl, 1981 von Klaus Niedzwiedz und 1982 von Renn-Amazone Lili Reisenbichler gefahren, hat MK Mücke Motorsport Classic vor zwei Jahren neu aufgebaut. Nach einem zweiten Platz im ersten Renndurchgang krönte der einstige Motorrad-Rennfahrer seinen Einstand mit dem hart erkämpften Sieg im abschließenden dritten Sprint am Sonntag über 25 Minuten. Weitere Glanzlichter setzten Scheers Teamgefährte Stefan Mücke mit der C-Klasse von Mercedes-Benz sowie zwei schnelle Porsche.

Die Schlagzeilen:

Zweikampf um den Sieg im ersten Sprintrennen über 25 Minuten am Samstagvormittag: Mike Torwesten setzt sich im grünen Porsche 935 dp II turbo gegen den Lokalmatador Ronny Scheer durch.

Triumph des Trainingsschnellsten im zweiten Lauf am Samstagnachmittag: Stefan Mücke erweist sich in der 2006 von ihm selbst in der DTM gefahrenen C-Klasse von Mercedes-Benz als unschlagbar.

Dritter Durchgang, dritte Marke, dritter Sieger: Nach Porsche und Mercedes-Benz feiert Ronny Scheer am Sonntag einen Ford-Erfolg vor dem Porsche-Duo Mike Torwesten und Gastfahrer Ruben Zeltner.

So lief das Freitagstraining: Traumrunde und unfreiwilliger Knall-Effekt.

Stefan Mücke (43) setzt im ersten Zeittraining am Freitagmittag einmal mehr Maßstäbe. Der Profi aus Schönefeld-Rotberg legt eine Bestzeit von unhaltbaren 1:21.101 Minuten vor. In der 2006 von ihm selbst in der DTM gesteuerten C-Klasse von Mercedes-Benz legt er 7.762 Sekunden Abstand zwischen sich und seinen Verfolger Mike Torwesten im grünen Porsche 935 dp II turbo. Zum Vergleich: Bei der aktuellen DTM im September des vergangenen Jahres auf dem 3,645 Kilometer langen Sachsenring markiert Jack Aitken mit dem Ferrari 296 GT3 #14 von Emil Frey Racing in 1:17,288 Minuten die Pole-Position des Trainingsschnellsten. Einmal mehr ist Stefan Mücke, der auch Geschäftsführer im familieneigenen Unternehmen MK Mücke Motorsport Classic ist, mit dem 20 Jahre jungen DTM-Originalchassis – 2005 als Neuwagen zunächst von Bernd Schneider gefahren – auf dem Rundenzeiten-Niveau der heutigen DTM unterwegs. Auf dem dritten Rang im ersten Training setzt sich der Düsseldorfer Hans-Ulrich Kainzinger mit dem nochmals zehn Jahre älteren Porsche 911 (993) GT2 anno 1995 in Szene. Seine schnellste Rundenzeit: 1:34.622 Minuten. Der Rückstand auf den Zweitplatzierten Mike Torwesten: 7.762 Sekunden. 14 Fahrzeuge nehmen an der ersten Zeitenjagd teil.

Das zweite Zeittraining müssen Stefan Mücke und sein Vater Peter, der zweite Steuer-Mann im Cockpit, aufgrund eines Problems an der Servolenkung auslassen. Mike Torwesten nutzt die Gunst der Stunde und markiert mit dem 540 PS leistenden Doppelturbo-Porsche 935 dp II in 1:28.527 Minuten die Bestzeit in der zweiten Session. Diese ist für die Startaufstellung des zweiten Rennens am Samstagnachmittag maßgeblich. Ein solides Comeback gibt Langstrecken-Routinier Wolfgang Destrée mit dem “Sexbomb”-Porsche 911 (997) GT3 Cup 2008, der in 1:32.391 Minuten hinter Ronny Scheer nach fast einjähriger Wettbewerbspause den dritten Platz belegt. In seiner letzten schnellen Runde verliert Hans-Ulrich Kainzinger vor der “Ralf Waldmann-Kurve” die Kontrolle über den 540 PS leistenden Porsche 911 (993) GT2, der rückwärts in die Streckenbegrenzung einschlägt. Das Rennwochenende ist für den Rheinländer damit vorzeitig beendet – leider.

So lief das erste Rennen am Samstagvormittag: Porsche-Sieg zum Saisonauftakt.

Zu Beginn des ersten Renndurchgangs über 25 Minuten – alle drei Sprints sind während der Saison 2025 fünf Minuten kürzer als bisher – entwickelt sich ein Dreikampf zwischen dem überraschenden Wolfgang Destrée im roten “Sexbomb”-Porsche 911 (997) GT3 Cup 2008, Ronny Scheer mit dem makellos vorbereiteten D&W-Ford Zakspeed Capri turbo Gruppe 5 aus der Klasse 4 für historische HTP-Originalfahrzeuge und Mike Torwesten. Allzu lange kann der 3.8 Liter große Saugmotor mit 480 PS das Turbo-Doppel nicht halten. Im Tandem ziehen der zwischenzeitlich in Führung gegangene Torwesten und Verfolger Scheer vorbei, ehe ein Überrundungsmanöver die Vorentscheidung herbeiführt: Scheer weicht einem anderen Teilnehmer aus, fällt um knapp vier Sekunden zurück und konzentriert sich anschließend auf die sichere Zieldurchfahrt an zweiter Gesamtposition – für ihn das erste Podiumsergebnis bei der ADAC Sachsenring Classic. Dritter: Wolfgang Destrée, der über ein problemloses erstes Rennen berichtet – und über einen ortskundigen Coach. Ruben Zeltner zeigt ihm auf der ihm unbekannten Strecke die Ideallinie und erhält anschließend die Einladung, im nächsten Durchgang am Samstagnachmittag das Volant zu übernehmen. Für eine Rotphase sorgt der technische Defekt am Audi 80 Competition von Frank Haack und Jürgen Freiburg, der seinen Allrad-Vorteil in der Klasse 3 nicht in die Waagschale legen kann. Statt dessen kommen die beiden Teamkollegen Sebastian Haas und Heinz Friedrich Pott (beide BMW M3 2.3 E30) in Klasse 3 vor dem überraschenden Gastfahrer Uwe Hahn mit dem Zastava 101 zum Erfolg in der neu formatierten Kategorie für Tourenwagen bis Modelljahr 1988. Weitere Klassensieger: Jens Wagner im STW-BMW 320i E36 aus der französischen Tourenwagen-Meisterschaft anno 1995 vor Ralph Lauxmann (BMW M3 E36) in Klasse 1 und Thomas Stelberg mit dem Porsche 911 (997.1) GT3 Cup in der neu installierten Klasse 5 für Cup-Neunelfer der Modelljahre 1990 bis 2008.

So lief das zweite Rennen am Samstagnachmittag: Stefan Mückes Gala-Vorstellung.

Hatte am Freitag während der Trainingssitzungen noch die Sonne über dem Sachsenring gebrannt, so ändern sich die Verhältnisse am Samstag. Der erwartete Regen fällt kurz nach der Mittagszeit, und auch bis zum zweiten Renndurchgang am Samstagnachmittag bleibt der Asphalt zumindest noch so feucht, dass sich Gischtfontänen an den Fahrzeughecks bilden. Für Stefan Mücke wird es unter diesen besonderen Bedingungen und nach einer mehr oder weniger durchgearbeiteten Nacht zu einer Demonstration seines Fahrkönnens. Der Profi, der 1999 als 18-Jähriger im Rennstall seines Vaters Peter Mücke in die Deutsche Formel-3-Meisterschaft einstieg, lässt mit instandgesetzter Servolenkung gar nichts anbrennen und rast im auch akustisch infernalischen Mercedes-Benz auf und davon. Hinter ihm setzt Debütant Ruben Zeltner im “Sexbomb”-Porsche von Wolfgang Destrée einen Akzent. Vom letzten Startplatz kommend, zieht er auf den zweiten Gesamtrang vor und verweist Auftaktsieger Mike Torwesten an die dritte Position. Hinter dem Führungstrio erreicht Jens Wagner als Sieger der Klasse 2 zum zweiten Mal als Gesamtvierter das Ziel, gefolgt von Überraschungsmann Peter Nickel mit dem frontgetriebenen Opel Calibra turbo der Klasse 1. Nickel, vor drei Jahrzehnten im ADAC GT Cup mit demselben Fahrzeugtyp aktiv, startet zusammen mit Ruben Zeltner von ganz hinten und muss die Zeit zwischen den beiden Läufen zur Reparatur seines hinten rechts unfallbeschädigten Coupés im Zeichen des Rüsselsheimer Blitzes nutzen. In der Klasse 1 belegt er hinter Sieger Stefan Mücke, Ruben Zeltner und Mike Torwesten den vierten Rang und nimmt damit wertvolle Meisterschaftspunkte mit nach Naumburg.

Thomas Stelberg wiederholt als guter Gesamtsechster im Porsche 911 (997.1) GT3 Cup in Klasse 5 seinen Erfolg vom Vormittag. Sebastian Haas und Heinz Friedrich Pott tun es ihm mit ihren BMW M3 2.3 E30 in der Klasse 3 gleich, in der Uwe Hahn mit dem blitzsauber vorbereiteten Zastava 101 als Klassendritter abermals für gute Unterhaltung sorgt. Zu DDR-Zeiten feierte Peter Mücke mit dem im ehemaligen Jugoslawien gefertigten, bescheidene 1.100 ccm großen Fahrzeugtyp auf dem Sachsenring fünf große Siege – für den Berliner mehr als eine Randnotiz wert. Selbst übernahm der Routinier im sonntäglichen Sonntagsrennen das Volant des Mercedes-Benz C-Klasse von seinem Sohn Stefan. “Ich befinde mich noch immer in der Lernphase mit dieser Gitterrohrrahmen-Konstruktion, die auf dem Sachsenring zu ihrer Urzeit nie im Rennen eingesetzt worden ist”, räumte der einstige Autocross-Champion ein, “das holen wir nun nach.”

 

So lief das Abschlussrennen am Sonntagmittag: Ronny Scheer siegt vor heimischer Kulisse.

Das Rennwochenende im Rahmen der ADAS Sachsenring Classic findet am Sonntagmittag einen kampfbetonten Abschluss. Abermals bildet sich ein Führungstrio, bestehend aus Ronny Scheer, Mike Torwesten und Ruben Zeltner, der auf diese Weise zu seinem zweiten Einsatz kommt. Scheer, der den Ford Zakspeed Capri turbo nach der Einführungsrunde des Rennens Nummer zwei am Samstagnachmittag an der Mücke-Box abgestellt hat, feiert im dritten Anlauf den ersehnten Heimsieg – den ersten auf vier Rädern, und das mit einem spektakulären Original aus der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft, der DRM. Thorsten Stadler, in seiner zweiten Saison alleiniger Betreiber der Rennsportserie Tourenwagen Legenden, ist im Ziel des Lobes voll: “Natürlich hätten wir uns sehr gewünscht, dass die 24 genannten Starter tatsächlich hier am Sachsenring erscheinen würden. Doch auch mit anfangs 14 Teilnehmern kann man großartigen Sport erleben – und der Erfolg eines immens wertvollen Zeitzeugen aus der neu installierten Klasse 4 für HTP-Fahrzeuge der historischen Gruppen 2, 4 und 5 zeigt, dass der bunte Mix bei uns stimmt. Denn auch mit Kreativität und Eigenleistung kann man bei uns mitspielen.”

Mit dem jeweils dritten Sieg in Klasse 2 und Klasse 3 meldeten zwei BMW-Piloten ihre Ansprüche im Titelrennen an, das sich vom 5. bis 7. September 2025 im niederländischen Assen final entscheiden wird: Jens Wagner (BMW 320i STW) und Sebastian Haas (BMW M3 2.3 E30) verbuchten dreimal die volle Punktzahl, dasselbe galt auch für Thomas Stelberg, den Solisten in der Cup-Klasse 5 mit dem Porsche 911 (997.1) GT3 Cup. Im Rahmen des ADAC-24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring (19. – 22. Juni 2025) setzt sich das Meisterschaftsprogramm der Tourenwagen Legenden fort. Das besondere Highlight für alle Fans und Aktiven: Das dritte 25-Minuten-Rennen unmittelbar vor dem Langstrecken-Klassiker wird live auf RTL Nitro im TV übertragen – dann mit zahlreichen (prominenten) Überraschungsgästen im Starterfeld.

Verantwortlich für Text und Fotografie: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome
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