Radmuttern sind auch nur Menschen. Ein möglicherweise falsch berechneter Dehnungskoeffizient an einem Zuliefererteil bremste das Team 2.0 Automotive auf dem Weg zum Podiumsrang auf dem Nürburgring. Beim dritten Lauf der Tourenwagen Classics (TWC) 2018 führte eine neue, eigentlich aus Sicherheitsgründen verbaute Zentralverschluss- Mutter zum Verlust des dritten Platzes – keine schöne Erfahrung für Sebastian Küppers mit seinem DTM-erfahrenen Pilotenduo Marc Hessel und Christian Menzel.

Alles hatte so gut ausgesehen für das neu in die Rennserie Tourenwagen Classics eingestiegene Team 2.0 Automotive aus Düsseldorf. Dank zahlreicher Detailverbesserungen lief der 1988 durch Zakspeed-BMW in Dienst gestellte M3 der legendären Baureihe E30 wie ein Uhrwerk. Nach der ersten Zielankunft auf dem Lausitzring sollte nun, vier Wochen später, auf dem Nürburgring eine weitere Verbesserung erzielt werden. Darauf waren nicht zuletzt die DTM-erfahreren Stammpiloten Marc Hessel und Christian Menzel eingestimmt. Zu den technischen Verbesserungen sollten auch neue Radmuttern eines Zulieferers zählen. Aus Sicherheitsgründen ließ Teamchef Sebastian Küppers die zentral an den Enden der hohlgebohrten Radnaben sitzenden Großgewinde- Muttern erneuern. Freilich haben thermisch belastete Bauteile an Rennwagen einen vorausberechneten Dehnungskoeffizienten. Dieser bezieht die Materialausdehnung durch Wärmeeinwirkung mit ein. So entsteht zum Beispiel an der Vorderachse eines Rennwagens durch Bremsenergie große Hitze. Diese führt zur vorausberechneten Ausdehnung von Komponenten wie den Zentralverschluss-Radmuttern – im Motorsport ein unkritischer Vorgang.

Was es bedeutet, wenn sich eine solche Radmutter weiter ausdehnt als vorausberechnet, bekamen die Mechaniker des Teams 2.0 Automotive beim Pflichtboxenstopp gegen Mitte der 40-Munten- Distanz zu spüren. Nach dem Aufsetzen des Schlagschraubers an der Vorderachse blieb dessen Nuss nicht nur auf der Radmutter stecken, er verschweißte regelrecht und ließ sich nicht mehr lösen. Die Konsequenz: ein erheblicher Zeitverlust und der Verlust des sicher geglaubten dritten Gesamtrangs. Für Sebastian Küppers war es eine bittere Pille, die er schlucken musste: „Wir hätten unseren Gästen vor Ort gerne über die erste Rennhälfte hinaus gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Wir haben einerseits abgeliefert, sind bis auf den dritten Rang nach vorne gefahren – und dann ohne eigenes Verschulden am Ende doch leer ausgegangen. Eine Podiumsplatzierung lag heute in der Luft – mehr als undankbar, aber nicht zu ändern!“ Immerhin kamen Marc Hessel und Christian Menzel ins Ziel: ein Indiz für den hohen Vorbereitungsstandard des 30 Jahre alten Original- Testwagens aus der Zeit der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM).

Mit ihrem kuriosen Materialproblem befand sich die Mannschaft aus der Landeshauptstadt Nordrhein- Westfalens in bester Gesellschaft: Auch der lange Zeit gesamtführende Stefan Rupp schied Minuten vor dem Fallen der Zielflagge mit zerbröselter Radbefestigung am Alfa Romeo 155 V6 ti ITC aus. Fazit des dritten Rennwochenendes der Tourenwagen Classics 2018 auf dem Nürburgring: Radmuttern sind auch nur Menschen.

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins
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