Vorfreude auf die kommende werk1-Sommerausgabe 01.2025: Winning Attitude – 1995er 911 (993) biturbo (408 PS), Rekreation zum 911 GT2 durch AP Car Design, Thomas Nater.
Vor drei Jahrzehnten, im Frühjahr 1995, steuerte das scheidende Konzept des Gebläse-luftgekühlten Zweiventil-Boxermotors kurz nach Einführung der Neunelfer-Generation 993 auf den Endpunkt zu: Der 911 GT2 war schon rein äußerlich ein Leistungsträger, ein Sinnbild der „Winning Attitude“ in den Neunzigern, das zum Mindset von Michael Schumacher, Jan Ullrich und Henry Maske passende Hochleistungs-Automobil. Abgekürzt: ein Sportfahrzeug zum Gewinnen, gemacht für Gewinner. Zwei Nutzungskonzepte waren dem um 60 Millimeter auf 1.855 Millimeter verbreiterten Neuzugang in der Modellpalette zugeschrieben worden. Er sollte im Langstrecken-Rennsport siegen, na klar. Aber auch bei einer exklusiven Kundschaft ohne eigene Rennfahrer-Ambitionen sollte das mit anfangs 430 PS ausgelieferte Derivat des letzten luftgekühlten Neunelfers mit zwei Turboladern Begehrlichkeiten wecken – mit Erfolg. 30 Jahre lang erweist sich die lediglich 194-fach produzierte Straßenausführung als höchst wertstabil.
Bis heute erzielen Original-Exemplare auf dem Sammler- und Investorenmarkt solide Preise. Das gilt inzwischen aber auch für originalgetreue Rekreationen, für Sonderaufbauten. Deren Komponenten sind natürlich ähnlich werthaltig, da nur spärlich produziert und verbreitet. Speziell in den Vereinigten Staaten haben die „Recreations“ des 911 GT2 einen Boom ausgelöst. Die Nachfrage ist groß, und so findet immer wieder auch auch ein deutsches Projektfahrzeug den Weg nach Übersee. Das gilt auch für ein „Grand-Prix“-weißes Musterbeispiel dieser Spezies, das Thomas Nater schon vor Jahren verwirklicht hat: in mehrfacher Hinsicht ein Evergreen, auch wenn ausgerechnet dieser Terminus zum schlichten Farbkonzept nicht so ganz passen will. Denn dieses GT2-Zitat ist „Down to the Elements“, trotz aller Opulenz auf das Wesentliche reduziert.
„Down to the Elements“, trotz aller Opulenz auf das Wesentliche reduziert: eine GT2-Rekreation, die ein gutes Jahrzehnt nach der Werksauslieferung eines Serien-993 biturbo ihre wuchtigen Formen annimmt und noch immer zu faszinieren weiß.
Sonntag, 24. September 2023, BILSTER BERG: Bei strahlend blauem Spätsommerhimmel haben sich 16 hochkarätige Sportfahrzeuge, davon tragen 15 ein Wappen vorn auf der Haube, auf der 4.2 Kilometer langen Test- und Präsentations-Rennstrecke im Teutoburger Wald eingefunden. „Aircooled Rainbow“ lautet das Motto, übersetzt: ein luftgekühlter Regenbogen. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es kunterbunt zu in allerlei Bonbon- und Sonderfarben, im Jargon der Sportwagenmarke Nummer eins auch gern als „Paint to Sample“, abgekürzt PTS, charakterisiert. In diesem leuchtkräftigen Potpourri wirkt ein „Grand Prix“-weißer 911 GT2 auffällig unauffällig, zumal er diskret im hinteren Feld mitrollt. Dabei ist er einer heimlichen Stars an einem Tag, der mitreißende (Luft-)Aufnahmen liefert. Denn einerseits handelt es sich gar nicht um eine der 194 für den schnöden Gebrauch auf den Straßen der Welt produzierten Leistungsträger, sondern um ein vor längerer Zeit realisiertes Zitat. Doch zurzeit sind gerade diese Rekreationen, gern auch mit kennzeichnenden Abweichungen vom hochexklusiven und damit auch höherpreisigen Original, in den Vereinigten Staaten schwer angesagt. Das weiß vor allem Thomas Nater, der den Umbau des weißen Doppelturbo-911 der Baureihe 993 ein gutes Jahrzehnt nach dessen Werksauslieferung an einen Göttinger Notar im Juni 1995 vorantrieb. „Selbstverständlich habe ich dieses Sportcoupé aufgrund seines ‚Nephrite‘-grünen Interieurs von Anfang an gekannt“, bekennt der bekannte Neunelfer-Couturier aus Niedersachsen. „Im Jahr 2006 entdeckte ich es wieder – in einer englischsprachigen Annonce, die einen Linkslenker offerierte. Das war auf der Insel natürlich eher ungewöhnlich, da habe ich genauer hingeschaut – und siehe da, mit nunmehr 90.000 Kilometern Laufleistung war die Erstauslieferung aus meiner Heimatstadt plötzlich wieder auf dem Markt. Daraufhin bin ich dann aktiv geworden und habe mir die Werksvorgaben beschafft, die für die Umrüstung in einen 911 GT2 maßgeblich sein würden.“ Es war eine Pionierleistung zu dieser Zeit, zumal der allgemeine Fokus nach der 1999 erfolgten Markteinführung des 911 GT3 der Modellgeneration 996 schon kurz nach der Jahrtausendwende umschwenkte und bereits im Juni 2000 in Le Mans die beiden letzten dort eingesetzten 911 GT2 ihren Schwanengesang anstimmten. Manfred Freisinger und Franz Konrad setzten sie ein – fünf Jahre nach ihrer Einführung.
Eine altbekannte Devise: „Der Weg ist das Ziel!“ Die Werks-Auslieferungsfarbe „Grand-Prix-Weiß“ sollte zwar beibehalten werden, nach sorgfältiger Entfernung des Originallacks allerdings grundlegend erneuert werden – letztlich eine Restaurierung.
( … to be continued … )
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