Rennfahrer-Olaf-Manthey-Portrait

© IRMLER Racing

1986 startete Olaf Manthey mit dem BMW 325i Gruppe A des Recklinghäuser Vogelsang-Rennstalls in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, der DTM. Das war vor 32 Jahren. An diesem Wochenende feiert der Rheinländer ein Wiedersehen mit seinem einstigen Dienstwagen – mit einem Lächeln und bei hoher Drehzahl, wie Carsten Krome zu berichten weiß.

Der Mann ist 63 Jahre alt, eine echte Rheinländer Frohnatur – und eine Porsche-Legende: Olaf Manthey gewann nicht nur am 1. April 1990 das erste Porsche-Carrera-Cup-Rennen aller Zeiten mit dem „Kümmerling“-grünen Neunelfer von Horst Derkum und wenige Monate später die gesamte Meisterschaft, er war später auch als Porsche-Rennstallbesitzer eine Bank: Fünf historische Siege beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gingen von 2006 bis 2011 auf sein Konto, ein weiterer – nunmehr sechster – ereignete sich vor einer Woche. Freilich ist Unternehmensgründer Olaf Manthey nur noch zu neun Prozent an seiner Marke beteiligt, die er von 1996 an zusammen mit seiner Ehefrau Renate in Rheinbreitbach bei Bonn etablierte. Locker, gelöst und mit einem Lächeln auf den Lippen kamen die Mantheys an den Lausitzring – seit 1978 sind sie gemeinsam an den Rennstrecken der Welt unterwegs. Im Osten der Republik feierte der Driftkönig, der vor zehn Jahren den charakteristischen Zwirbelbart nach dem dritten Triumph beim Langstrecken-Klassiker in der immergrünen Eifel – und nach einer verlorenen Wette mit Uli Pashaus, seinem leitenden Mechaniker – ablegte, ein emotionales Wiedersehen mit seinem 1986 in der DTM gefahrenen Dienstwagen.

Er kehrt in das Cockpit jenes BMW 325i Gruppe A zurück, den er einst, vor 32 Jahren, in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft pilotierte. Mit schmalen Reifen in Dimensionen, die es heute nicht mehr gibt und vergleichsweise bescheidenen 245 PS – für den Driftkünstler eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. Mit dem allenfalls 180 PS starken Ford Escort RS 2000 des Kölner Fliesenlegers Gerd Brauneiser mauserte sich Manthey schon Ende der siebziger Jahre zu einem Liebling des Publikums, insbesondere entlang der Nürburgring-Nordschleife. Ihr widmete er einen großen Teil seines beruflichen Lebens, dort eröffnete er im März 2000 einen Großbetrieb, baute bis zu 1.000 PS leistende Porsche für Trackday und Rennen – eine Bilderbuchkarriere. Nachdem er sich mit seiner Renate weitestgehend ins Privatleben nach Bad Bodendorf unweit seiner Geburtsstadt Bonn zurückgezogen hat, genießt er nun seinen (Un)Ruhe(zu)stand. Im Revival Team Vogelsang nimmt der 63-Jährige am Wochenende die Gelegenheit wahr, seinen Dienstwagen aus der DTM-Saison 1986 zu steuern – mit hoher Drehzahl.

Nach dem ersten freien Training am Freitag stellte Olaf Manthey fest: „Das Auto an sich ist mit sehr viel Liebe zum Detail restauriert worden. Leider ist die Übersetzung etwas kurz geraten – ich erreiche schon auf der Mitte der Start- und Zielgeraden die maximale Drehzahl von 7.300 Touren. Bei einem Reihen-Sechszylinder mit Zweiventil-Technologie ist dieses Drehzahllimit völlig normal, mehr Füllung geht nicht in die Brennräume hinein. Ohne einen Drehzahlbegrenzer, der ein Überdrehen des Motors automatisch unterbindet, muss ich den Fuß natürlich vom Gas nehmen. Das kostet, auf eine Runde gerechnet, ein paar Sekündchen.“ Der publikumswirksam auf volle Laufstärke eingestellte, offene Auspuff vermag diesen Umstand akustisch zu begleiten, kompensieren kann er die zu kurze Übersetzung freilich nicht. „Dafür hört er sich an wie 1986 in der Tourenwagen-Europameisterschaft“, erinnert sich Olaf Manthey, „damals habe ich zusammen mit Kurt König einige Läufe bestritten, und im Gegensatz zur DTM durften wir mit einem offenen Flammrohr antreten – gerade hier, auf dem Lausitzring, ist das natürlich ein besonderer Genuss!“ Damit spielt er auf die gigantische Haupttribüne entlang der Start- und Zielgeraden an, die den Schall wie ein überdimensionaler Verstärker zur Geltung kommen lässt.

Und noch ein weiteres Thema beschäftigt ihn, den Tüftler und Perfektionisten: „Wir können nicht genau ermitteln, welchen Datums unsere an und für sich neuen Reifen sind. Es gibt in unserer Originalgröße kaum noch etwas am Markt, und weil uns hier nur dieser eine neue Satz zur Verfügung steht, gehe ich eben möglichst sparsam damit um. Das war auch der Grund, warum ich das erste Qualifying am frühen Samstagmorgen um 8.40 Uhr ausgelassen und mich statt dessen auf das zweite am Samstagnachmittag konzentriert habe.“ Auf dem neuen, unter Umständen gut abgelagerten Reifensatz kam Olaf Manthey im abschließenden Zeittraining auf den siebten Rang in der Klasse 3 für originale Renntourenwagen der Gruppe A. In der Gesamtwertung rangiert er, der bis 1993 in der DTM als Fahrer aktiv gewesen ist und heute noch bei den Autogrammjägern im Fahrerlager großen Anklang findet, an 14. Gesamtposition. Dort ist er von Fahrerkollegen aus seiner Zeit umgeben. SKH Leopold von Bayern liegt mit dem BMW M3 E30 und Dr. Michael Vogt als Teamkollegen einen Platz vor ihm an dreizehnter Stelle. Harald Grohs, Olaf Mantheys Mannschaftskollege im Revival Team Vogelsang, kam auf den zehnten Rang.

Sein schwarzer BMW M3 E30, inzwischen im Besitz von Mit-Fahrer Ralph Bahr, stand ihm 1987 schon einmal zur Verfügung. Vor 31 Jahren ist es das unmittelbare Nachfolgemodell des BMW 325i von Olaf Manthey im Vogelsang-Rennstall aus dem Vest Recklinghausen gewesen. Beide Fahrzeuge konnten Ende des vergangenen Jahres in ein- und dieselbe Privatsammlung rücküberführt werden. Dieser Umstand wiederum führte im Frühjahr 2018 zur Gründung des Revival Teams Vogelsang. Am Rennsonntag haben sowohl Solist Olaf Manthey als auch das Fahrerduo Harald Grohs/Ralph Bahr die Gelegenheit, sich über die lange 40-Minuten-Distanz weiter nach vorn zu orientieren. Der zweite Lauf der Tourenwagen-Classics-Saison 2018 startet um 15.00 Uhr. Das Rennen wird im Livestream von 3DRace-log weltweit übertragen.

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins

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Im Zeitschriftenhandel ab Freitag, 14. Dezember 2018.

 

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