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Porsche 911 E targa Ölklappe, Modelljahr 1972

werk1-nine-eleven-boxerstories-Ausgabe-01-2021-Cover-Porsche-911-E-targaIt’s targa time. So lautete die Losung bei Roland (und Rolf) Heidl schon einmal. Am 8. April 2014 präsentierte der Düsseldorfer Porsche-Technikus im alten, historischen Fahrerlager des Nürburgrings ein „Sicherheitscabriolet“ der Neunelfer-Generation 964 im speziellen Aufputz für die Nürburgring-Nordschleife – mit einem Kompressor-Motor und einer Akustik wie einst im 935 turbo. Ein weiteres targa-Projekt, wenn auch jüngeren Datums, weiß ebenfalls mit einem leistungsstärkeren Sechszylinder-Boxer aufzuwarten. Diesmal ist er 2,7 Liter groß und dem leichtgewichtigen Treibsatz im Carrera RS 2.7 ähnlich. Eingebaut worden ist er in eine restaurierte „Ölklappe“, einen Porsche 911 E targa des Modelljahrgangs 1972 – für Carsten Krome Anlass genug, einmal mehr in die geliebte Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens aufzubrechen.

Japantag in Düsseldorf: Da verwandelt die traditionell sehr gut repräsentierte asiatische Community das Rheinufer in ein Farbspiel in Weiß und Rot. Roland Heidl, der mit seinen Klienten aus Fernost schon so lange wie gern zusammenarbeitet, beantwortet die Steilvorlage aus Nippon mit einer Kombination aus „Vipergrün“ und einem warmen Gelbton – ganz so wie der mehrmalige Siegerwagen des ADAC-Zurich-24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife, der Porsche 911 GT3 MR von Manthey-Racing. Freilich handelt es sich am Rande des multikulturellen Happenings um kein Hochtechnologie-Gefährt der Moderne, sondern um einen restaurierten Klassiker mit einem Plus an Motorleistung. Die legendäre Porsche 911 E 2.4 „Ölklappe“ des Jahrgangs 1972 treibt nämlich ein 2.7 Liter großer Sportmotor mit 210 PS an. Richtig vermutet: Das sind die Leistungsdaten des Carrera RS 2.7 mit seinem leichtgewichtigen Treibsatz, dessen Kurbelgehäuse-Hälften einst aus einer Magnesium-Legierung bestanden haben. Und da das Basisfahrzeug als ein ziemlich wüster Folger-Umbau im Stil der achtziger Jahre mit einen Schaden am nachträglich verbauten Dreiliter-Motor aus einem 911 SC 3.0 verendet war, drängte sich ein umfassender Rückbau auf – dennoch keine leichte Aufgabe für Roland Heidl, den Porsche-Technikus aus Düsseldorf-Eller …

Bei dieser „Ölklappe” von Porsche ist längst nicht alles so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Denn das würdevolle „Sicherheitscabriolet” im zeitgenössischen „3810 Vipergrün” war schon einmal eine typische Tuning-Skulptur der achtziger Jahre. So eine mit Folger-Flachbau aus Paderborn, mattschwarzem targa-Überrollbügel, gepolsterten König-Schalensitzen und zwischenzeitlich verendetem Dreiliter-Motor aus einem 911 SC – ist das eigentlich noch Kunst oder kann das weg? Roland Heidl entschied gemeinsam mit dem heutigen Eigentümer des 1971 ausgelieferten 911 E targa: „Das retten wir mal lieber!” Frühzeitig hatte sich der Betreiber einer auf Porsche-Sportwagen spezialisierten Fachwerkstatt mit den Preziosen der F-Serie befasst – lange, bevor sie von einem neuen Zeitgeist erfasst und entsprechend stilisiert worden sind. Es war bezeichnenderweise die japanische Community in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, die lange vor dem Ausbruch des Booms in einen zeitgenössischen 911 S 2.4 oder in ein Carrera RS 2.7 Coupé investierte. Insofern war es naheliegend, das Ergebnis eines über Jahre hinweg betriebenen Rückbaus an einem Japantag am Rhein in Augenschein zu nehmen – auch wenn der heutige Eigner anscheinend nicht asiatischer Herkunft ist. So ist es zumindest überliefert, der Mann möchte sich in der Öffentlichkeit nicht zu erkennen geben.

Roland Heidl indes war sich des Rüstzeugs bewusst, dass er sich noch vor seinem Umzug von der Ackerstraße vor elf Jahren – 2009 war das – angeeignet hatte. So wusste er zum Beispiel, dass sich der mit 190 PS nicht gerade schwerfällige Sportmotor aus dem 911 S 2.4 zum nochmals agileren „Zweisiebener” des Carrera RS 2.7 umrüsten lässt. Konstruktive Gleichheiten sind für diesen Umstand ausschlaggebend, zum Beispiel die vom damaligen Porsche-Sportdirektor Ferdinand Piëch eingeführten Kurbelgehäuse-Hälften aus einer leichtgewichtigen Magnesium-Legierung. Zehn Kilogramm ließen sich auf diese Weise hinter der Hinterachse einsparen – ein für die damaligen Verhältnisse fast schon genialer Schachzug, und selbst beim urgewaltigen Zwölfzylinder-Motor im Porsche 917 kam das edle Metall zum Einsatz. In Roland Heidls Fundus fanden sich noch zwei intakte, verwendbare Kurbelgehäuse-Hälften, die einst ihren Dienst in einem 911 S 2.4 verrichtet hatten. Der 300 ccm Hubraum ausmachende Unterschied ließ sich ausgleichen, die mechanische Sechsstempel-Einspritzpumpe ließ sich mittels eines anderen Raumnockens aufrüsten. Und auch die übrigen Komponenten fanden schließlich zueinander – ein 210 PS leistendes Ensemble, das sowohl den ursprünglich verbauten Sechszylinder-Boxermotor des Typs 911/52 mit 155 PS als auch die nachgerüstete Dreiliter-Version aus dem 911 SC ersetzte.

Dass das schwer misshandelte Gehäuse der Würde der frischen Antriebskraft zu genügen hatte, verstand sich von selbst. Da war klassischer, handwerklicher Karosseriebau gefragt, anfangs noch unter den Gegebenheiten des alten Standorts an der Ackerstraße im Herzen Düsseldorfs – ein Langzeitprojekt eben. Die Arbeiten in Stichworten: Rückbau der Folger-Umrüstung aus den achtziger Jahren, Ersatz des fehlenden vorderen Stoßfängers, neues Bugblech vom 911 S, Öffnen der vormals zugeschweißten Batteriekästen links und rechts im Vorderwagen, neue hintere Seitenwände, Ersatz des herausnehmbaren Dachmittelteils, Freilegen und Polieren des vormals in Mattschwarz überlackierten targa-Überrollbügels, schließlich die Neulackierung in „3810 Vipergrün” – dem Porsche 911 E 2.4 targa im Modelljahr 1972 zugeordneten Original-Farbton. In Verbindung mit den verchromten Seitenschweller-Verkleidungen und Scheibenrahmen ergab sich ein schlüssiges, zeitgenössisches Gesamtbild. Die Zustandsnote im Wertgutachten fiel entsprechend aus: eine glatte Eins. Das bedeutet aber nicht, dass von einem annähernd 50 Jahre alten Neufahrzeug auszugehen ist. Dieser Porsche versprüht den herrlich unperfekten Charme einer unvergessenen Epoche des Automobilbaus.

Zurück zum Fotogelände in Düsseldorf-Lierenfeld und ins Farbenspiel des Japantags natürlich! Da ist nicht nur das sonnengelbe Hallentor, vor dem sich die restaurierte „Ölklappe” in der Mittagssonne ausbreitet. Da kontrastieren auch die schwarzen Felgenarme der Fuchs-Schmiedefelgen in „deepsix-“, sprich: Tiefbett-Ausführung, mit der urbanen Umgebung. Da lädt das fast vollständig ausgetauschte Interieur zum Ausflug unter freiem Himmel ein – vielleicht nur nicht an diesem Nachmittag. Draußen vor dem Industriehof strömen mit der Zeit immer mehr Jugendliche wie in fernöstlichen Manga-Comics in Richtung Altstadt. Mit diesem wertvollen Neunelfer hinein ins Getümmel? Lieber heute nicht, und so bleibt Roland Heidl das Schlusswort überlassen: „Offenbar pflege ich nicht nur ein besonderes Verhältnis zur F-Serie von Porsche, sondern auch zu dieser besonderen, einfach schönen Karosserieform!” Mögliches Motto: It’s targa-time, once again – und das ist mehr als verständlich!

Verantwortlich für den Inhalt, Fotografie: Carsten Krome Netzwerkeins

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Roland-Heidl-Automobiltechnik-Düsseldorf-powered-by-HeidlPorsche 911 E targa Ölklappe, Modelljahr 1972 by Heidl: die technische dokumentation in allen relevanten Details.

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Playlist – Roland Heidl Automobiltechnik Düsseldorf, Entwicklungsprojekt Urban Clean Drive, Add On E-Engine.

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