1991er 964 Carrera 2 3.6 Coupé, Ausführung ohne Airbag, modifiziert in Concours-Kondition

Blackhawk: die neue Definition von Tiefschwarz.

Karbon trifft niederbayerisches Garagenflair: der verwirklichte Traum eines enthusiastischen Kraftfahrzeug-Sachverständigen.

Ortstermin auf einem Flugfeld nahe der niederbayerischen Stadt Deggendorf mit Thomas oder Tom Rauh. Bei seinem modifizierten 1991er 964 Carrera 2 3.6 Coupé handelt es sich um das Projekt eines klassischen Garagisten – aber was genau war das noch einmal?

Garagen-Talk: Vorwiegend in der Schweiz geprägt, bestimmte die Redewendung des Garagisten in der Formel 1 der siebziger und achtziger Jahre die Schlagzeilen.

Garagist – in der Schweiz verbirgt sich hinter diesem landläufigen Terminus der Betreiber einer ganz normalen Autowerkstatt. Diese können unterschiedlicher Größe sein, sich mit einfachen Fabrikaten oder Exklusivmarken beschäftigen. In der Formel 1 vor vier oder fünf Jahrzehnten war mit der Redewendung etwas anderes gemeint: Nämlich einer, der trotz bescheidener Mittel, auf engstem Raum, mit den Großen der Branche auf Augenhöhe agiert, der für den Erfolg mehr Meter als die anderen gehen muss. Sir Frank Williams war so ein Garagist, der hart arbeitete und irgendwann oben ankam. So oder so gilt: Ein Garagist verdient Hochachtung, und das gilt in gleichem Maße für jemanden, der zuhause in der Garage neben dem Eigenheim den Sportwagen seiner Träume baut. Lohn aller Mühen: keine gewonnene Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, sondern ein erster Platz in der Concours-Wertung eines südostbayerischen Szene-Treffens und eine Einladung in die „Tuning Experience“ der Essen Motor Show.

Letztere mag zwar wie eine Hommage an die Herrlichkeit der frühen Neunziger anmuten, in Wirklichkeit jedoch ist die Messehalle 5 mit mehr als 150 in privater Regie aufgebauten Sonderfahrzeugen eine Leistungsschau all derer, die in Europa zurzeit das Meinungsbild bestimmen. Der Anteil kreativ interpretierter Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen liegt im Aufwärtstrend – eine Tendenz, die unverändert anhält. Wie fundiert der Hintergrund so manch spektakulärer Projekte im Scheinwerferlicht ist, zeigt die nachfolgende Story.

Fern-Beziehung: Von Deggendorf bis zu den weitläufigen Hallen der Messe Essen sind es etwas mehr als 600 Kilometer oder auch etwas mehr als sechs Autostunden.

Das weiß auch Thomas oder Tom Rauh (53), der seit mehr als zwei Jahrzehnten als Kraftfahrzeug-Sachverständiger selbstständig tätig ist. Trotz des weiten Weges von Südostbayern ins Ruhrgebiet erreichte der Ruf der „Tuning Experience“ in Halle 5 der Essen Motor Show auch den Sportwagen-Enthusiasten, der seit seinem 18. Lebensjahr leidenschaftlich gerne schraubt – zunächst an BMW-Fahrzeugen, 15 waren es im Laufe der Zeit. Ein Mix aus einem 315er und einem 323i getreu der Devise: „Aus zwei mach eins“ machte den Anfang. Den einen Gebrauchten erwarb der angehende Elektriker und Mechatroniker im Kraftfahrzeug-Handwerk für 300 Euro, den zweiten für 500. Er arbeitete sich bis zu Z1, M3 E30 und E36 empor, ehe ihn eine andere deutsche Exklusivmarke lockte. Er erlag den Versuchungen eines gelben, verunfallten 986 Boxster mit starkem Heckschaden. Er brachte den Mittelmotor-Roadster eigenhändig wieder in Ordnung, die erste Schwelle war überwunden. Später, auf der Suche nach dem geeigneten Hochzeitsauto, um seine Freundin Sandra vor den Traualtar zu führen, blieb er an einem GT3 der Generation 996 kleben. Das Erinnerungsstück an den 5.5.2005 ist bis heute noch im Familienbesitz. Die Unternehmensgründung und der Hausbau hätten vielleicht andere Prioritäten nahelegen können. Doch die Liebe zu Porsche war stets größer, sie hielt sich lange und legte, den 50. Geburtstag vor Augen, den Grundstein zu einem neuen Großprojekt: ein luftgekühlter Typ 964 in Concours-Kondition sollte es sein – aber keiner aus den Händen eines professionellen Dienstleisters, sondern ein nur mit Eigenmitteln gebauter Neunelfer mit allem, was das Herz begehrt.

( … to be continued … )

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