Ein Dauerbrenner auf den Rennpisten dieser Welt feierte am 28. Januar 2019 seinen 75. Geburtstag: Harald Grohs aus dem Essener Stadtteil Freisenbruch. „Der Nippel“, wie sie den ungestümen PS-Artisten aus dem Ruhrgebiet zu seinen Glanzzeiten genannt haben, erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit bei bester Gesundheit.

Essen-Freisenbruch. Rennfahrer mit 75 Jahren – das kommt nicht allzu häufig vor. Doch Harald Grohs, geboren am 28. Januar 1944, vereint noch weitere Superlative auf sich. Mit dem BMW M3 des Vogelsang-Rennstalls aus Recklinghausen fuhr Harald Grohs in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft 1987 den ersten Rennsieg dieses Fahrzeugtyps überhaupt ein. Der Kommentar des einstigen Taxifahrers damals, am 29. März 1987, auf dem Kleinen Kurs des Hockenheimrings: „Die anderen haben nicht schlecht gestaunt!“ Seine Trickkiste galt schon immer als unermesslich. Der verbale Umgang damit war und ist unvergleichlich, genauso wie der kompromisslos-harte Fahrstil des Mannes mit dem meist offenen Jet-Helm.

Das war 1974 schon so, als Harald Grohs quasi über Nacht weltberühmt wurde. Bei der Weltpremiere des Renault-5-Pokals auf dem voll besetzten  Hockenheimring kippten die Autos gleich reihenweise um. Zu seinem Variantenreichtum zählte nicht zuletzt die Gabe, die Herren Rennleiter und Sportkommissare von seinen Schilderungen haarsträubender Ereignisse zu überzeugen. Unvergessen seine Unschuldsmiene, mit er nach einer handfesten Debatte im Fahrerlager äußerte: „Mein Unfallgegner konnte gar nicht erst befragt werden, weil er schon ohnmächtig war.“ Seinen Hang zur Klamotte bewahrte er sich sogar noch als amtierender Langstrecken-Vizeweltmeister auf dem urgewaltigen 800-PS-Porsche 935 des Aacheners Dieter Schornstein. Im Training zu den 24 Stunden von Le Mans 1982 krachte der damals 38-Jährige bei 360 km/h – das entsprach 825 PS bei 1,35 bar Ladedruck – in die Leitplanken, wo der 350.000 D-Mark teure 935 turbo zerschellte. Grohs, der 42 Sekunden lang im Feuer saß, entstieg dank seiner Rennfahrer-Kollegen Edgar Dören und Jochen Mass den Trümmern so ungerührt wie unversehrt. Er gab zu Protokoll: „Und ich dachte gerade noch, der Kübel geht aber gut!“

Als er 51 war, eroberte er mit dem Titelgewinn im Porsche Carrera Cup Deutschland 1995 einen bedeutenden Meistertitel. 1983 hatte er bereits die Deutsche Automobil Rennsport Trophäe mit dem BMW M1 Gruppe 4 des Recklinghäuser Vogelsang-Rennstalls beherrscht. In unübersehbaren Lettern stand auf dem Heck des 1995 siegreichen Cup-Porsche: „Ich bin über 50, bitte nehmt Rücksicht!“ Dass die Fans den ewigen Jungen mit dem Lausbuben-Gesicht bis heute über alles lieben, hat nicht nur damit zu tun. Grohs gab den Seinen stets auch etwas zurück, er ist ein Mann von seltener Verbindlichkeit. Sein Wort zählt, bei allem Unterhaltungswert, daran hat sich bis heute nichts geändert. So kommt es nicht von ungefähr, dass der 75-Jährige noch immer als Präsentationsfahrer und Coach der BMW-Classic-Abteilung tätig ist. Angefangen hat die Verbindung mit dem Münchner Automobil-Hersteller 1974, als der Kämpfer aus dem Renault-5-elf-Pokal die Möglichkeit erhielt, in den BMW-Rennstall von Rüdiger Faltz, wie er selbst aus Essen, aufzusteigen. Schon nach zwei Renneinsätzen in Übersee hielt er den Werksvertrag in den Händen.

Dass Harald Grohs seit den neunziger Jahren mit Angelika, der früheren Lebensgefährtin seines 1985 verunglückten Teamkollegen Stefan Bellof glücklich verheiratet ist, passt ins Bild eines Sportlers, der zu den letzten Originalen seiner Zunft gehört. „Wir waren schon gut damals“, zieht er zufrieden Bilanz. Mit der Weisheit von 75 Lebensjahren reflektiert er: „Ich hab‘ keinen Grund, mich zu beklagen!“ Und eins will er noch unterstrichen wissen: „Mit meinem Essener Kumpel Altfrid Heger habe ich mich immer prima verstanden – als Teamkollegen und auch außerhalb der Rennszene.“

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins

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