2021-DTM-Classic-Assen-Zwei-Punkt-Null-Automotive-BMW-320-iS-Marc-HesselAuf dem 4.555 Kilometer langen Circuit van Drenthe in den Niederlanden, den die Einheimischen als ihre „Cathedral of Speed“ charakterisieren, zählen PS-Leistung und Aerodynamik mehr als auf manch anderer Rennstrecke – denkt man zumindest. Doch „Dä Schmal“, der BMW 320 iS von 2.0 Automotive aus Düsseldorf, bewies mit Marc Hessel am Volant das genaue Gegenteil. Im Stil der einstigen Formel Ford stürmte der Flügel-lose, knapp 300 PS leistende Renntourenwagen bei der DTM Classic durch das Feld nach vorne, riss die Fans auf den Rängen mit – und blieb doch unbelohnt.

Die Schlagzeilen:

Standortbestimmung: Marc Hessel sorgt mit Platz sechs im freien Training für Aufsehen.

Überflieger: Klasse-1-Pilot Kasper Aaskov verdrängt „Dä Schmal“ im Qualifying auf Rang sieben.

Aufholjagd: sensationelle Podiums-Platzierung schon nach wenigen Minuten in Reichweite.

Marc Hessel war mit „Dä Schmal“ einer der auffälligsten Piloten des DTM-Wochenendes in Assen. Zwar starteten auf dem Circuit van Drenthe gleich fünf leistungsmäßig überlegene Klasse-1-Boliden, dennoch wünschte sich der ehemalige DTM-Werkspilot in Diensten von BMW und AMG-Mercedes-Benz gemeinsam mit seinem Teamchef Sebastian Küppers einen unerreichbar scheinenden Podiumsrang. Dass dies in der 4,555 Kilometer langen „Cathedral of Speed“ nicht unrealistisch sein würde, deutete Hessel bereits im Freien Training am Freitagmorgen an. Trotz geringer Fahrzeit, hervorgerufen durch den Defekt am Renntourenwagen eines anderen Teilnehmers, platzierte sich der rund 300 PS starke, 1988 konzipierte BMW 320 iS Gruppe A der Baureihe E30 an sechster Gesamtposition – eine hervorragende Darbietung. Freilich reichten die vier Runden bis zum Abbruch der Zeitenjagd nicht aus, um Feinarbeit an der Abstimmung des Fahrwerks umsetzen zu können. So mussten Erfahrungswerte ausreichen, um gewonnene Erkenntnisse bis zum Qualifying am frühen Samstagmorgen um kurz nach acht Uhr in weitere Fortschritte ummünzen zu können.

So lief das Qualifying:

Hatte Marc Hessel im Freien Training 1:54.742 Minuten als Bestzeit vorgelegt, so verbesserte er sich im Qualifying um zweieinhalb Sekunden auf 1:52.291 Minuten – eigentlich eine überaus solide Vorstellung. Doch auch andere wurden schneller, der Däne Kasper Aaskov zum Beispiel. Mit seinem Opel Calibra V6 4×4 in der Klasse 1 unterwegs, spielt der Skandinavier von Natur aus in einer anderen Liga. Nachdem er es im Freien Training etwas ruhiger angehen ließ, fand Aaskov am Samstagmorgen seinen Rhythmus und verdrängte Marc Hessel gegenüber dem Freien Training um eine Position vom sechsten Platz an die siebte Stelle. Aus der vierten Startreihe ins Rennen gehend, rechneten sich Routinier Hessel und Sebastian Küppers dennoch gute Chancen für das erste Rennen am Samstagnachmittag aus. Die Maßgabe, auf eine Podiums-Platzierung zu setzen, blieb bestehen.

So lief das erste Rennen am Samstagnachmittag:

Nach vier Runden war die Fahrt des BMW 320 iS vorzeitig beendet: Ausfall aufgrund abfallenden Benzindrucks. Für das zweite Rennen am frühen Sonntagabend bedeutete dies, dass Marc Hessel aus der vorletzten Reihe – vom 18. Startplatz aus – die 30-Minuten-Partie angehen würde. Bei der DTM Classic Tourenwagen Legenden erfolgt die Aufstellung zum zweiten Lauf in der Reihenfolge des ersten Rennens.

So lief das zweite Rennen am frühen Sonntagabend:

Viele Zuschauer blieben bis zum frühen Abend auf den Tribünen – in der Erwartung, dass sie mit der DTM Classic eines der Highlights des gesamten Wochenendes in Assen für ihre Geduld belohnen würde. Marc Hessel enttäuschte sie nicht: Am ersten Bremspunkt vor der ersten Rechtskurve nach der Start- und Zielgerade lag er bereits an aussichtsreicher Position – vom 18. Startplatz kommend. Bis an die dritte Stelle kämpfte er sich auf den ersten Metern nach vorne, ehe es zwischen ihm und einem vor ihm liegenden Konkurrenten zu einer klassischen Rennsituation im Zweikampf kam. Nachdem sich der Vorausfahrende aus dem Wettbewerb gedreht hatte, rückte „Da Schmal“ an die zweite Position vor – um Augenblicke später von der Rennleitung zu einer Durchfahrtstrafe in die Boxengasse beordert zu werden. Der Vorwurf: Im Duell um den zweiten Rang sollte es zu einer Berührung zwischen den beiden Kontrahenten gekommen sein.

Nachdem Marc Hessel die Durchfahrtstrafe angetreten hatte, erhielt er wenig später die Schwarze Flagge – Wertungsausschluss. Die Begründung: Der BMW mit Startnummer 20 hielt kurz an, statt in langsamem Tempo durch die Boxengasse zu rollen und zurück auf die Strecke zu fahren. Nachdem die erste Aufregung über das vorzeitige Ende der Dienstfahrt bald verflogen war, zogen alle Beteiligten dennoch ein positives Fazit. Sebastian Küppers stellte fest: „Wir haben gezeigt, dass unser Konzept bei einem für uns günstigeren Rennverlauf aufgeht – Dä Schmal hat das Zeug, aus eigener Kraft aufs Podium zu kommen. Darauf können wir bei den beiden verbleibenden Läufen der DTM Classic aufbauen.“ Marc Hessel ergänzte: „Es war ein wenig so wie Mitte der achtziger Jahre in der Formel Ford – im kontrollierten Drift am Limit. Das hat Freude gemacht, auch wenn mir unser vorzeitiges Rennende natürlich überhaupt nicht schmeckt.“

Der nächste Lauf der DTM Classic findet bereits in zehn Tagen auf dem Hockenheimring statt.

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome, netzwerkeins GmbH

Fotografie: © Farid Wagner, pitwall media

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