Der Werkstatt-Ersatzwagen brachte den Durchbruch: Beim Saisonfinale des 2022 erstmals ausgetragenen DTM Classic Cups auf dem Hockenheimring hatte das Ringshausen Motorsport Revival Team allen Grund zur Freude. Rennfahrer Michael Schneider kam mit dem Ford Sierra RS Cosworth nicht nur auf den dritten Klassenrang, sondern überquerte die Ziellinie am abschließenden Rennsonntag auch an achter Gesamtposition – ein großartiger Erfolg für die zuletzt leidgeprüfte Traditionsmannschaft aus dem hessischen Butzbach, die auf den Spuren des Rennstallbesitzers Bernd Ringshausen wandelt und von dessen Sohn Kai geführt wird. Frei von Dramen war die Darbietung im badischen Motodrom allerdings auch nicht. Am eigentlich für den Einsatz vorgesehenen, 2022 neu aufgebauten “Schwarzen Teufel” schnellten die Kühlwassertemperaturen in die Höhe, doch Technikchef und Ex-DTM-Pilot Volker Schneider wusste pragmatischen Rat. Die Konsequenz: eine Nachtfahrt ins 200 Kilometer entfernte Wallau.

Die Schlagzeilen:

“Schwarzer Teufel” zeigt Flagge: Reminiszenz an den 1988 in der DTM eingesetzten Sierra RS 500 Cosworth des Ford-Werksfahrers Klaus Niedzwiedz tritt am Rennsamstag in Aktion.

Nächtlicher Farbwechsel: Fahrzeugtausch sorgt am Sonntagmorgen für Erstaunen – “Cossie” im rot-weißen Design des 24-Stunden-Rennens 1991 auf dem Nürburgring übernimmt.

Wiederaufbau fest eingeplant: Unlängst verunfallter Ford Sierra RS Cosworth “Gruppe N plus” von Thomas Bartel wird auf neuer Rohkarosse während der Winterpause wiederbelebt.

“Im kommenden Jahr stehen wir wieder hier – und wenn möglich, mit zwei Autos!” Kai Ringshausen zeigte sich mehr als beeindruckt vom pulsierenden Umfeld des DTM Classic Cups, zu dem neben vielen tausend Zuschauern vor Ort auch eine hochwertige Livestream-Übertragung mit relevanten Reichweiten gehört. “Was hier allein schon in der Fanzone geboten wird mit Talkshows und Sonderpräsentationen, setzt absolut Maßstäbe – das und nichts anderes wird unser sportliches Umfeld auch in der kommenden Saison sein!” Als treibende Kraft hinter dem Ringshausen Motorsport Revival Team unterhält der Sohn des Unternehmensgründers Bernd Ringshausen hervorragende Kontakte zum ehemaligen Team- und Werksfahrer Klaus Niedzwiedz, der in diesem Jahr bereits einen Einsatz auf einem so genannten Statement Car absolvierte. Das zitiert die DTM-Saison 1988, in der “Niedze” für Bernd Ringshausen im schwarz-roten Texaco-Design an den Start ging. Dessen Sohn Kai trieb seit dem Spätsommer des vergangenen Jahres den Aufbau eines originalgetreuen Replikats voran, das mit Klaus Niedzwiedz am Volant seinen stilechten Einstand erlebte. Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring übernahm Michael Schneider das Volant, musste den Auftritt nach dem Freien Training aber vorzeitig beenden. Beim dritten Einsatz der Saison 2022 auf dem Hockenheimring deformierte Thomas Bartel den zweiten “Cossie” des Teams, einen Ford Sierra RS Cosworth Gruppe N plus eingangs der Start-und-Zielgeraden.

Dennoch beschloss Kai Ringshausen, den schwarzen Ford Sierra RS Cosworth Gruppe A beim Finale des DTM Classic Cups auf dem Hockenheimring in Klasse 2 aufzubieten. Michael Schneider sollte den mehr als 400 PS leistenden Vierzylinder-Turbo auch im badischen Motodrom pilotieren, sein DTM-erfahrener Vater Volker Schneider begleitete den Team-Einsatz als Technik-Verantwortlicher. Schon im Freien Training am Freitag zeigte sich, dass der “Schwarze Teufel” inzwischen das Laufen gelernt hat. Mit Gesamtrang zwölf unter 24 Startern markierte Schneider junior eine ordentliche Mittelfeld-Platzierung, merkte jedoch ansteigende Kühlwasser-Temperaturen an – oftmals das Zeichen eines sich anbahnenden Defekts der Zylinderkopfdichtung. Im Samstagsrennen musste sich Michael Schneider nach fünf Runden vorzeitig zurückziehen. Die Diagnose: Zylinderkopfdichtung tatsächlich defekt. Vor Ort war der Schaden nicht zu beheben, so viel war sicher. Volker Schneider fällte in dieser Situation eine pragmatische Entscheidung: “Wir haben daheim noch unseren letztjährigen Ford Sierra RS Cosworth startklar stehen, den holen wir jetzt einfach!” Gesagt, getan: Ein nächtlicher Express – ein stilechter Ford Transit mit offenem Anhänger – brachte den rot-weißen “Cossie” Nummer zwei nach Hockenheim, eine entsprechende Genehmigung des DTM Classic Cups machte dies möglich. Mehr noch: Das ungenutzte Zelt eines zwischenzeitlich abgereisten, ausgefallenen Teilnehmers ermöglichte die Präsentation beider Ringshausen-Ford im Fahrerlager.

Im zweiten Qualifying am Sonntagmorgen stellte Michael Schneider den Werkstatt-Ersatzwagen im Ornat des 24-Stunden-Rennens 1991 auf dem Nürburgring auf den guten zehnten Gesamtrang – eine unerwartet solide Platzierung im Mittelfeld. Im abschließenden Rennen am Sonntagnachmittag setzte Schneider sich ebenso nachdrücklich in Szene, verbesserte sich gleich nach dem Start um einige Positionen und etablierte sich schließlich an achter Position in der Gesamtwertung. Das brachte dem rot-weißen Ford in der stark besetzten Klasse 2 nach 15 absolvierten Runden den dritten Klassenrang ein – nach allen Hindernissen durfte Kai Ringshausen bei der Siegerehrung im Organisations-Zelt des DRM Classic Cups sogar einen Pokal entgegennehmen. “Wir kommen im nächsten Jahr mit mehr als einem Fahrzeug wieder”, kündigte er überglücklich an. Hintergrund: Neben dem schwarzen Boliden mit Klaus Niedzwiedz und dem rot-weißen Exemplar mit Michael Schneider soll zudem auch die unlängst deformierte “Gruppe N plus”-Ausführung von Thomas Bartel nach erfolgter Instandsetzung ins rasende Geschichtsbuch der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft zurückkehren. Mögliches Motto: “Da simmer dabei!” Übersetzt: “Da sind wir dabei!” Vor der Umsetzung des Vorhabens liegt freilich ein langer, bestimmt ereignisreicher Winter: Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, fest versprochen.

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Fotografie: Farid Wagner, Pitwall Media