Mein lieber Freund vom Niederrhein,

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immer wenn ich zu Dir nach Dinslaken gekommen bin – ganz gleich, ob an die Breslauer Straße oder an die Bärenkampallee, war es für mich auch eine (Zeit-)Reise in meine Wahl-Heimat der Jahre 1978 bis 2005. Und schon am 1. Mai 2002 kamen viele alte Bilder in mir hoch: Es waren schöne Bilder, die oft genug mit meinen Anfangsjahren in Moers zu tun hatten – selbst wenn ich eigentlich ja ein alter Junge aus dem Duisburger Norden bin. In gewisser Weise hast Du mir gezeigt, dass das Leben eine Reise ist, und schöne Autos von früher können eine Gedächtnisstütze dabei sein. Sie erinnern uns daran, wie es einmal war.

Nun ist Deine Reise viel zu schnell und viel zu plötzlich an einer alten, verträumten Bahnstation irgendwo dort unten am Niederrhein angekommen (im bildlichen Sinne), und sehr viele Menschen macht das von Herzen traurig. Auch mich. Ich musste mich sehr schwer zusammenreißen, als mich die Nachricht von Deinem plötzlichen Tod vorgestern kalt erwischte. Aber von “R.I.P.”-Platitüden halte ich nun einmal gar nichts. Und so musste ich zwei Tage warten, um danke zu sagen: danke für unendlich viel Loyalität, über Jahrzehnte hinweg, danke für Vertrauen und Unterstützung – auch in schwierigeren Zeiten, als falsche Propheten versuchten, die Oberhand zu gewinnen. Sie sind zwar nicht verstummt, aber sie sind längst wirkungslos geworden.
Und so konnten wir die letzten beiden Male am 1. Mai gemeinsam gestalten – einmal, als wir alle schon dachten, es sei das letzte Mal in Dinslaken, hast Du neben mir gestanden und konntest Dir eine Träne im Knopfloch Deiner ewig jagdgrünen Windjacke nicht verkneifen. Dinslaken, das war und das ist Dein Lebenswerk, und das wird für immer mit Dir in Verbindung stehen – so, wie einst das „Egons 500“ auf unserer Nürburgring-Nordschleife, vom ähnlich beseelten Egon Meurer erschaffen.
Vielleicht treffen wir uns alle dereinst zu „Ingos Clubday der Porschefreunde“ auf Deiner Trabrennbahn, am ersten Tag im Mai. Und ganz sicher bin ich dann wieder mit dabei, um an Dich und an Dein Schaffen, aus dem sich ein ganzes Branchensegment formiert hat, in aller Verbundenheit zu erinnern. Denn Porschefreunde sind nicht nur die, die ein bestimmtes Sportfahrzeug ihr Eigen nennen dürfen.
Machs gut, mein alter Freund aus dem weiten Land der Trauerweiden,
Deine olle Quasselstrippe