Er ist eine der Entdeckungen im deutschen Motorsport des Jahres 2018: Luis Glania aus Unna, Porsche-Nachwuchspilot in den Rennserien DMV GTC und DUNLOP 60. Das Rennwochenende im belgischen Zolder wird dem 18-Jährigen noch lange im Gedächtnis haften bleiben. Unter mehr als besonderen Umständen sicherte sich der junge Aufsteiger aus dem Kartsport den Sieg im Einstunden-Rennen auf dem Traditionskurs in der flämischen Provinz Limburg. Er widmete ihn seinem Ziehvater, der in der Nacht zuvor völlig überraschend verstorben war.

Eigentlich war es ein Renntag wie so viele andere. Doch über dem Motorsport-XL-Weekend auf dem belgischen Omloop Terlamen Zolder lag ein Schatten. In der Nacht vor dem freitäglichen Einstunden-Rennen verstarb der Ziehvater des 18-jährigen Nachwuchspiloten Luis Glania aus Unna. Der junge Aufsteiger aus dem Kartsport nimmt an einem besonderen Förderprogramm teil, das die Saarländer Rennstallbesitzer Claus und Christoph Dupré ins Leben gerufen haben, um Talenten den Sprung in den professionell vorbereiteten Porsche 911 GT3 Cup der Generation 991.1 (3,8 Liter Hubraum, 460 PS) zu ermöglichen. In einer Sichtung auf dem Hockenheimring setzte sich Luis Glania gegen sieben andere Förderkandidaten durch und erhielt für diese Saison 2018 ein Porsche-Cockpit an der Seite der Routiniers Claus und Christoph Dupré, die als Rennen fahrende Spielertrainer auftreten. Gemeinsam verzeichneten sie bereits erste Siege. Insbesondere bei der Hitzeschlacht auf dem italienischen Hochgeschwindigkeitskurs von Monza Ende Juni legte Luis Glania einen für sein Alter erstaunlichen Reifegrad an den Tag. Immer wieder scherte er bei schwächer werdender Leistung seiner Wasserkühler aus dem Windschatten des vorausfahrenden Dupré junior aus, um zusätzliche Kühlluft anzusaugen. So kam er schließlich auch bei hochsommerlichen Temperaturen über die harte Sprint-Distanz.

Das alles geriet am frühen Morgen des Renntags in Zolder am Wochenende in den Hintergrund: Luis Glania fand seinen Ziehvater im Hotelzimmer tot auf. “Dirk war so viele Jahre an meiner Seite – nicht nur, wenn es ums Kartfahren, das Jahr bei den Midjets oder jetzt im Porsche ging! Er war mein Beichtvater, Coach, Schrauber und sogar mein Taxifahrer, denn ich habe noch keinen Führerschein”, sagte Luis Glania spürbar bewegt, “und er hat einmal etwas sehr Wichtiges zu mir gesagt: Er wollte, wenn ihm einmal etwas zustoßen sollte, dass ich trotzdem auf jeden Fall mein Rennen fahre und es ihm widme. Daran habe ich mich erinnert und gemeinsam mit meiner Mutter Sandra eine Entscheidung getroffen – ich bin planmäßig an den Start gegangen.” Im Einstunden-Rennen des DUNLOP 60 am Freitagnachmittag fuhren er und Christoph Dupré nicht nur den fünften Gesamtrang im bereinigten Klassement heraus, sondern auch den Klassensieg in der Wertung der Porsche-Carrera-Cup-Fahrzeuge der 991-Generationen 1 und 2. Damit verwiesen sie Karlheinz Blessing und den Berufspiloten Manuel Lauck mit einer stärkeren 485-PS-Version auf den zweiten Klassenrang. Mit etwas Abstand berichtete Luis Glania am Abend: “Ich bin mir sicher, dass Dirk sich über den Erfolg gefreut hätte. Für mich ist es hilfreich gewesen, im Cockpit auch mal an etwas anderes zu denken. Ich konnte mich gut fokussieren und auf das Rennen konzentrieren. Dabei kam mir meine Erfahrung aus dem Kampfsport zugute, den ich parallel zum Motorsport betreibe.”

Auch am nächsten Tag fuhr Luis Glania seine beiden 30-Minuten-Sprintrennen im DMV GTC. Hier lief es für ihn nicht ganz so gut: Ein aufgesammelter Fremdkörper schlug den vorne positionierten Wasserkühler des Porsche 911 GT3 Cup von Dupré Motorsport Engineering leck. Bei austretendem Kühlmittel musste der Youngster im Elfer-Cockpit seine Gangart deutlich verlangsamen, dennoch kam er in beiden Läufen ins Ziel. Seinem Teamchef Christoph Dupré ließ er so den Vortritt, dennoch hat er das Finale auf dem Hockenheimring in weniger als fünf Wochen schon jetzt im Visier. “Langfristig zieht es mich in den Porsche Carrera Cup Deutschland – am liebsten natürlich mit meinem jetzigen Rennstall. Da möchte ich in Hockenheim natürlich noch einmal mit einer guten Leistung auf mich aufmerksam machen.” Und er hofft natürlich auch, “bis dahin ein wenig be- und verarbeitet zu haben, was hier in Zolder in der Nacht vor dem Renntag passiert ist.”

Luis Glania bestreitet sein nächstes Rennen am 5./6. Oktober 2018 im DUNLOP 60 und DMV GTC auf dem Hockenheimring.

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins

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Rennsport-Talent Luis Glania: der neue “Iceman” im Exklusiv-Interview mit Carsten Krome.

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Go, get the Cup! Veränderte Klasseneinteilung im DMV GTC und im DUNLOP 60.

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Code 60: Innenansichten einer sympathischen Rennserie.

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DUNLOP 60 in Dijon: deutliche Zeitenverbesserung im Abschlusstraining.

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