Mit zwei Klassensiegen beim zweiten Lauf der DTM Classic, sprich: Tourenwagen Legenden, auf dem belgischen Omloop Terlamen Zolder fuhr die Traditionsmannschaft von Kai Ringshausen und Volker Schneider ein überaus positives Ergebnis ein. Außerdem bewies Klaus Niedzwiedz als Steuer-Mann im Cockpit, dass der knapp vier Kilometer lange Kurs auch 41 Jahre nach seinem Premierensieg in der Deutschen Rennsportmeisterschaft 1980 auf dem Zakspeed-Fard Capri turbo heute noch ein gutes Pflaster für ihn ist. Mit dem rot-weißen Ford Sierra RS Cosworth knüpfte der DTM-Vizemeister des Jahres 1989 am Wochenende an seine Erfolgsjahre mit der PS-starken Gruppe-A-Version von Ford an.

Die Schlagzeilen:

Doppelerfolg: Klaus Niedzwiedz sichert sich zwei erste Plätze in der Klasse 3 (Tourenwagen der Gruppe A) der DTM Classic.

Traditionspflege: 32 Jahre nach seiner DTM-Vizemeisterschaft mischt der Waltroper auch in der Gesamtwertung vorne mit.

Durchhaltevermögen: Nach Pech am Lausitzring meistert der Ford Sierra RS Cosworth in Zolder/B beide Renndistanzen.

Seit dem 23. März 1980 weiß Klaus Niedzwiedz, dass Zolder es gut mit ihm meint. Damals gewann der zu dieser Zeit 29-jährige Rennfahrer aus Dortmund überraschend den Saisonauftakt der Deutschen Rennsportmeisterschaft, kurz: DRM, mit dem Zakspeed-Ford Capri turbo von Erich Zakowski. Den Einsatz ermöglichten die Bochumer Geschäftsleute Detlef Sokowitz und Werner Bauer, die unter ihrer Handelsmarke D&W einen Fahrzeugteilehandel betrieben. 1979 stiegen sie mit Klaus Niedzwiedz als ihrem Lokalheroen aus dem Revier mit dem Zakspeed-Ford Escort BDA Gruppe 2 in die Tourenwagen-Europameisterschaft ein. Dabei wären sie eigentlich gern direkt in der prestigeträchtigen ersten Liga des Motorsports angetreten. Zakowski bestand jedoch auf einem Lehr- und Orientierungsjahr mit dem 280 PS leistenden Escort. Dennoch: Niedzwiedz war auch als Spätberufener sechsmal in der Renommier-Rennserie siegreich, ehe es 1984 zum Szenenwechsel kam. Von Serienfahrzeugen abgeleitete Tourenwagen der Gruppe A liefen der DRM den Rang ab, die Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft (DPM, ab 1986 DTM) ging im Jahr der Einstellung der Rennsportmeisterschaft auf Erfolgskurs – ausgerechnet.

Von Anfang an war der Butzbacher Ford-Händler Bernd Ringshausen mit einem US-amerikanischen Mustang mit von der Partie. Ein solches Modell, noch von Erich Zakowski vorbereitet, führte Klaus Niedzwiedz bei Testfahrten auf dem Nürburgring im Juli 1983 in den deutschen Markt ein. Wenige Wochen später startete er damit anlässlich des Großen Preises der Formel 1 auf dem Hockenheimring in einem Gastrennen der französischen Tourenwagen-Meisterschaft. Der Auftritt erwies sich zwar als richtungsweisend, doch erst 1988 kam Klaus Niedzwiedz als Vertragspilot in den Ringshausen-Rennstall, der ab Juli 1985 zunächst auf Namensvetter Klaus Ludwig und den Ford Sierra XR4 ti setzte.

Klaus Niedzwiedz trat 1985 und 1986 mit dem gleichen Modell für HWRT an, beim Saisonauftakt der DTM 1986 in Zolder kam er an sechster Stelle ins Ziel. Acht Jahre nach seinem DRM-Sieg mit dem Zakspeed-Capri sollte ihm am 3. April 1988 ein fulminanter DTM-Einstand bei Ford Ringshausen Motorsport gelingen. Im neuen Ford Sierra RS 500 Cosworth belegte er im Windschatten seines Markenkollegen Klaus Ludwig in Zolder den zweiten Platz – ein eindrucksvolles Comeback. Am 8. April 1989 nach Zolder zurückgekehrt, erreichte Niedzwiedz mit dem dritten Rang abermals eine Podiumsplatzierung. Sie sollte sich im weiteren Verlauf der DTM-Saison 1989 als ein gutes Omen erweisen. Mit der Vizemeisterschaft hinter dem Titelgewinner Roberto Ravaglia verschaffte Klaus Niedzwiedz dem Ford-Werkseinsatz einen würdigen Abschluss, ehe er 1990 nach zwölf Jahren mit der Kölner Marke zu Opel wechselte. Mit dem Ausstieg von Ford aus der DTM zog sich Bernd Ringshausen ebenfalls aus der Tourenwagen-Bundesliga. Dennoch blieben die guten Erinnerungen an die traditionsreiche Rennstrecke in der belgischen Provinz Limburg bis heute bestehen.

Das zeigte sich auch am zweiten Wochenende im August 2021, mehr als 32 Jahre nach dem letzten DTM-Einsatz mit dem Ford Sierra RS Cosworth in Zolder. Zwei Wochen nach dem Auftritt von Ringshausen Motorsport Revival by Schneider Racing auf dem Lausitzring Ende Juli brach die Traditionsmannschaft ins Nachbarland auf, um am zweiten Doppellauf der DTM Classic teilzunehmen. Mehr als zwölf Reparaturtage blieben nach dem Defekt der hinteren rechten Radnabe nicht. Die Konsequenz für Teambesitzer Kai Ringshausen und Volker Schneider, den Verantwortlichen für die Technik: eine kurze, intensive Zeit der Vorbereitung, zumal die Rennwochenenden am Donnerstag mit einem verpflichtenden Anreisetag beginnen. Bis zum Qualifying am Samstagmorgen zeigte sich der 437 PS leistende, rot-weiße Bolide bestens sortiert: Platz sieben in der Gesamtwertung, Rang 1 in der Klasse 3 für Gruppe-A-Tourenwagen.

Routinier Klaus Niedzwiedz beschrieb die besondere Herausforderung mit den für Zolder typischen Schikanen, die den relativ schmal bemessenen Reifen zusetzen. „Du musst vorausschauend fahren und am Kurveneingang schon genau sehen, was Dich am Kurvenausgang erwartet“, erklärte er nach der Zeitenjagd, „so kannst Du vorausvollziehen, was sich an Lenkrad, Gas und Bremse tun wird.“

Mit dieser Strategie startete Klaus Niedzwiedz um kurz nach fünf am Samstagnachmittag ins erste von zwei Rennen über jeweils 30 Minuten. Mit Stefan Mücke, der wie Niedzwiedz auf eine Vergangenheit als Rennfahrer in der DTM zurückblickt, gab sich ein weiterer Pilot eines Ford Sierra RS Cosworth die Ehre. Trotz unübersehbarer Unterschiede in der technischen Auslegung – letztlich auch zu erkennen anhand der Einteilung in unterschiedliche Klassen – blieb das Ford-Duo im Klassement auf Tuchfühlung: Gesamtrang fünf für Mücke, Platz sechs und der Sieg in Klasse 3 für Klaus Niedzwiedz.

War das bereits ein erster wichtiger Erfolg nach dem Ausfall auf dem Lausitzring, so kam es im zweiten Durchgang noch besser. Der Ringshausen-Sierra entschied nicht nur das Ford-interne Kräftemessen für sich, sondern kam auch in der Gesamtwertung um einen Platz weiter nach vorn. Hinter vier Klasse-1-Boliden von Mercedes-Benz – allesamt Vertreter eines späteren Entwicklungsstadiums im Tourenwagen-Rennsport – kam der TV-Moderator an fünfter Stelle ins Ziel, während Ronny Schaer, nun anstelle von Stefan Mücke im englischen Sierra unterwegs, Gesamtposition neun erreichte. Mit seiner Leistung sicherte sich Klaus Niedzwiedz zum zweiten Mal an diesem Wochenende die volle Punktzahl in der Klasse 3.

Schon in zwei Wochen setzt sich das Veranstaltungsprogramm der DTM Classic mit dem dritten Lauf auf dem Nürburgring fort. Natürlich haben Kai Ringshausen und „der Niedze“ auch an den Eifelkurs besondere Erinnerungen – dazu später mehr, im nächsten Ergebnisdienst von Ringshausen Motorsport Revival by Schneider Racing.

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome, netzwerkeins GmbH

Fotografie: Farid Wagner, Pitwall Media

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